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Channel: Lawinenwarndienst Tirol
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Vorsicht vor Gleitschnlawinen! Sie können großes Ausmaß annehmen! Tageszeitlicher Anstieg der Lawinengefahr.

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Wie schon erwartet beobachten wir derzeit eine Häufung von Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen. Dies hat mit den warmen Temperaturen, der intensiven Sonneneinstrahlung und der damit einhergehenden, zunehmenden Durchfeuchtung der Schneedecke zu tun. Das Schmelzwasser dringt bis zur Basis der Schneedecke am Grasboden und vermindert dort deren Reibung.

Vermehrt betroffen ist besonntes Gelände bis etwa 2600m hinauf. Aber auch im schattigen Gelände bis in mittlere Höhenlagen beobachtet man immer wieder diese Lawinenart.

Aufgrund der großen Schneemächtigkeit können Gleitschneelawinen großes bis sogar sehr großes Ausmaß mit zum Teil beachtlichen Auslauflängen annehmen. So verschüttete am 15.02. eine Gleitschneelawine einen Teil des Parkplatzes bei der Eisgratbahn im Stubaital. Einige Autos wurden dabei beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden.

Gleitschneemaul unterhalb einer Lawinenverbauung im Paznauntal (Foto: 16.02.2019)

Wenig später löste sich in diesem Bereich eine Gleitschneelawine (Foto: 16.02.2019)

Sonst war es mit einer Ausnahme ruhig in Bezug auf Lawinenabgänge. Von der Alpinpolizei wurden wir über einen Lawinenunfall unterhalb des Tschadinhorns in der Schobergruppe informiert. Dort löste sich kurz nach 11 Uhr eine Schneebrettlawine, als sich eine Gruppe von Skitourengehern in der Gipfelflanke im Aufstieg befand. Die Lawine war ca. 70m breit und 270m lang. Die Anrisshöhe betrug zwischen 40 und 80cm. Der Anriss lag auf 2965m. Das Gelände war zwischen 36 und 43° steil und nach Südwest ausgerichtet. Zwei Personen wurden mitgerissen und verletzt. Die Schwachschicht bestand aus kantigen Kristallen oberhalb einer Schmelzkruste. Darüber lagerte gebundener Schnee.

Lawinenunfall Tschadinhorn in der Schobergruppe. (Foto: 16.02ö.2019)


Neuschnee und starker Wind führen zu einem Anstieg der Lawinengefahr

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Ausblick

Zwischen einem Hoch mit Zentrum über Südskandinavien und einem Tief über Russland gelangt Tirol am morgigen Freitag, 22.02. in eine starke Nordostströmung. Stark bis stürmischer Wind in den Bergen sowie etwas Niederschlag - insbesondere im Osten des Landes - sind die Folge.

 

Der Neuschnee sowie teilweise lockerer Altschnee werden vom starkem Wind verfrachtet und es bilden sich Triebschneepakete, insbesondere in Rinnen, Mulden und Kammlagen. Dieser Triebschnee wird schattseitig auf eine eher lockere Altschneeoberfläche, bestehend aus filzigen und kantigen Kristallen und z.T. Oberflächenreif (Nigg- Effekt) in Kammnähe abgelagert und ist mitunter durch geringe Belastung zu stören.

Die Schneeoberfläche besteht schattseitig häufig aus gesetztem, leicht aufbauend umgewandelten Pulverschnee ("Noppenpulver"). Dieser Schnee kann kurzfristig eine mögliche Schwachschicht für darüber gelagerten Triebschnee bilden. (Foto: 21.02.2019)

Im Vodergrund erkennt man etwas Oberflächenreif, welcher sich schattseitig in Kammnähe gebildet hat (Nigg-Effekt). Vermutlich wird der starke Wind aus nördlicher Richtung diesen häufig verblasen, sodass dieser eher selten als Schwachschicht in Erscheinung treten dürfte. Gilfert in den Tuxer Alpen (Foto: 21.02.2019)

Im Hochgebirge, besonders entlang des Alpenhauptkammes, sind die Gefahrenstellen häufiger anzutreffen, dies v.a. im neuschneereicheren Osten des Landes. Frische Triebschneeansammlungen sind dort neben schattigem Gelände vermehrt auch im kammnahen, sehr steilen Gelände aller Expositionen zu stören. Die Lawinengefahr steigt verbreitet an, in den Zillertaler Alpen, der Venedigergruppe sowie der Glocknergruppe wird die Gefahrenstufe 3 (erheblich) erreicht.

Neuschnee und starker Wind führen zu einem verbreiteten Anstieg der Lawinengefahr.

Weiterhin ein Thema bleiben die Gleitschneelawinen. Diese können besonders in den schneereichen Gebieten auch groß, vereinzelt sogar sehr groß werden und sollten bei der Tourenplanung immer auch im Auge behalten werden.

Eine beliebte Aufstiegsroute Richtung Kellerjoch in den Tuxer Alpen. Viele Tourengeher sind sich vermutlich nicht der durch Gleitschneelawinen lauernden Gefahr bewusst... (Foto: 21.02.2019)

Selbst eine Rast bei einer Almhütte könnte unangenehme Folgen haben. (Foto: 21.02.2019)

In Osttirol können Lawinen stellenweise noch im schwachen Altschneefundament ausgelöst werden und mittlere Größe erreichen. Am heikelsten bleibt hier der Nordsektor zwischen etwa 2000m und 2600m. Die Gefahrenstellen sind selten und für den Wintersportler meist nicht zu erkennen. Schneearme Bereiche sowie Übergänge von viel zu wenig Schnee sind bevorzugte Auslösebereiche.

Zum Wochenende beruhigt sich das Wetter. Dann dehnt sich das Hoch über Skandinavien wieder verstärkt in unsere Richtung aus. Laut ZAMG-Wetterdienststelle erwartet uns erneut ruhiges und für die Jahreszeit deutlich zu mildes Wetter mit trockener Luft und viel Sonnenschein.

Rückblick

Die überdurchschnittlich warmen Temperaturen seit Anfang letzter Woche haben der Schneedecke insbesondere sonnseitig sowie allgemein in tiefen Lagen stark zugesetzt.

Die Grafik zeigt die bisher gemessenen Maxima, Minima, den Mittelwert (graue Linie) und die aktuellen Schneehöhen (magenta) unserer Beobachterstation in Obertilliach. Wir befinden uns derzeit knapp unterhalb des Mittelwertes.

Die Gämsen freuen sich über die zunehmende Ausaperung und die warmen Temperaturen. Nockspitze. Nördliche Stubaier Alpen (19.02.2019).

Durch die zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke sowie dem vermehrten Eindringen von Wasser bis zum Boden wurden weiterhin Gleitschneelawinen beobachtet. Vereinzelt verschütteten diese auch exponierte Straßen. Abgenommen hat hingegen die Anzahl an nassen Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände.

Eine Almhütte am Roßkogel (Stubaier Alpen) stemmt sich gegen die abgleitenden Schneemassen (Foto: 19.02.2019).

In Seduk bei Neustift im Stubaital drangen die Ablagerungen einer Gleitschneelawine bis in den Nahbereich der Häuser vor. (Foto: 20.02.2019).
Eine Gleitschneelawine hat in der Nacht auf Donnerstag, 21.02. die Planseestraße bei Breitenwang (Bezirk Reutte) auf einer Länge von rund 20 Metern verlegt (Foto: 21.02.2019).

Eine "Gleitschneefamilie": Von links nach rechts: Ein Gleitschneeriss, daneben eine frische Gleitschneelawine (man erkennt noch Schnee im Anrissgebiet), daneben eine bereits ältere Gleitschneelawine, wo liegengebliebener Schnee bereits geschmolzen ist, daneben eine weitere Gleitschneelawine die vor letzterer abgegangen ist. (Foto: 21.02.2019).


Die Lawinenbahn einer Gleitschneelawine an der Bschlaber Landesstraße (Foto: 18.02.2019).

Aus der Sicht des Wintersportlers hätten die Bedingungen in den vergangenen Tagen nicht besser sein können: Das sonnige, warme und winberuhigte Wetter bescherte beste Tourenbedingungen. Die Lawinengefahr war in ganz Tirol - abgesehen von der Gefahr von Gleitschneelawinen - gering.

Trotz der für die Jahreszeit überdurchschnittlichen Temperaturen konnte schattseitig noch toller Pulverschnee genossen werden. Die Schneedecke konnte sonnenabgewandt aufgrund des meist wolkenlosen Himmels Wärme unbehindert abstrahlen und blieb so von der warmen Lufttemperatur unbeeinträchtigt. Die starke Abstrahlung bedingte auch, dass der Neu- und Triebschnee vom Montag, 11.02., zusehends in kantige Formen umgewandelt und weitgehend bindungslos wurde. Das für Schneebrettlawinen notwendige Brett war somit meistens nicht mehr vorhanden. Der Schnee büßte von seiner skifahrerischen Qualität nur wenig ein.

Wolkenloser Himmel und feinster Noppenpulver im Schmirntal (Foto: 21.02.2019).

Sonnenexponierte Hänge waren hingegen nicht im Stande, die durch kurzwellige Sonneneintrahlung zugeführte Wärme wieder abzugeben: die Schneeoberfläche wurde zusehends feucht. Nach einigen Zyklen des Wiedergefrierens konnte in den vergangenen Tagen steil und südseitig bereits der erste Firn genossen werden. In Ost- und Westhängen war die Sonne meist noch nicht stark genug, um einen tragfähigen Schmelzharschdeckel entstehen zu lassen - Bruchharsch war die Folge.

In steilen Südhängen konnten z.T. bereits Firnverhältnisse angetroffen werden. Nockspitze, Stubaier Alpen (Foto: 19.02.2019).

Kurzinformation zu Lawinenabgängen in Tirol

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Heute am 23.02.2019 wurden wir von der Leitstelle Tirol über drei Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung informiert:

Ammerwald im Nahbereich des Plansees

Lawinenabgang Ammerwald

Es handelte sich um eine Gleitschneelawine. Nach derzeitigem Stand verstarb eine Person, eine wurde verletzt, eine ist noch vermisst. Die Suche wurde vorläufig unterbrochen und wird morgen fortgesetzt. Weitere Details folgen.

Zwölferkogel beim Finstertaler Stausee in Kühtai

Lawinenabgang Zwölferkogel. Exakte Örtlichkeit noch nicht bekannt, jedoch grob im Bereich der Ellipse.
Es handelte sich um ein kleines, frisches Triebschneepaket, welches im extrem steilen Gelände abgegangen ist. Die Lawine erreichte den Stausee. Eine Person wurde getötet. Nähere Details folgen. 

Kleegrube im Nahbereich des Hintertuxer Gletschers

Lawinenabgang Kleegrube

Ein kleines, frisches Triebschneepaket löste sich, als sich eine Person im extrem steilen Gelände oberhalb des Spannagelhauses im Aufstieg Richtung Hoher Riffler befand. Die Person blieb unverletzt, verlor jedoch seine Skier und wurde mit dem Hubschrauber abtransportiert.

Alle Lawinenabgänge passen in das derzeitige Gesamtbild der Lawinensituation: Die Hauptgefahr stellen (die unberechenbaren) Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen dar. Kleinräumig und relativ kurzfristig ein Thema sind die durch den starken Wind entstandenen, frischen Triebschneepakete, speziell im Nordsektor in größeren Höhen.

Der Wind blies seit gestern, dem 22.02. stark bis stürmisch aus nördlichen Richtungen.

Lawinenabgänge Zwölferkogel und Ammerwald

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Lawine Zwölferkogel

Überblicksfoto Lawine Zwölferkogel vom 23.02.2019. Die Lawine reichte bis zum Finstertaler Stausee (ca. 2300m Seehöhe) (Foto: 24.02.2019)

Wir waren heute am 24.02. im Nahbereich der Unfalllawine unterhalb des Zwölferkogels in Kühtai, wo gestern eine Person ums Leben kam. Wie schon im vorigen Blogeintrag erwähnt, handelte es sich bei dieser Lawine um ein kleines Schneebrett. Die Ursache war ein kurzfristiges Triebschneeproblem. Durch den sehr starken, z.T. sogar stürmischen Wind bildete sich an der Schneeoberfläche ein harter Winddeckel, der auf weicheren Schichten lagerte. Die Lawine löste sich, als ein Alpinist den durchschnittlich 35° steilen NO-Hang querte. Die Lawine war etwa 15m breit und 70m lang. Die Anrissmächtigkeit wird auf 20-30cm geschätzt. Die Person wurde 1m tief verschüttet und von einem Lawinenhund aufgefunden.

Nahaufnahme der Lawine. Teile der Lawinengleitfläche wurden vom Wind wieder zugeweht. Die im mittleren Bildteil und darunter ersichtlichen Schollen sind zum Großteil Eisschollen und markieren diverse Staustufen des Stausees. (Foto: 24.02.2019)

Bei unseren, im Nahbereich durchgeführten Stabilitätstests konnte zwar ein Bruch unterhalb des Winddeckels erzeugt werden, eine Bruchfortpflanzung war aber nicht (mehr) möglich. Diese Beobachtung passt mit heutigen Rückmeldungen zusammen, dass frische Triebschneepakete nicht gestört werden konnten. Vereinzelt dürfte dies allerdings noch in großen Höhen im schattigen, sehr steilen Gelände weiterhin möglich sein.

Profilstandort etwas nördlich versetzt der Unfallstelle auf 2370m, Nord, 26°. Der zuoberst befindliche harte Winddeckel samt der unteren weicheren, kantigen Schicht bildeten eine der Voraussetzungen für den Schneebrettabgang. Unsere Stabilitätstests zeigten nur mehr Teilbrüche. (Profil vom 24.02.2019)
Lawine Ammerwald

Wie sich gestern noch herausstellte, befindet sich diese Lawine in Bayern und wird deshalb von unseren deutschen Kollegen näher untersucht. Fest steht, dass es sich um eine Gleitschneelawine handelt, die sich in einer Waldlichtung spontan löste und in drei Lawinenarme aufteilte. Die Suche nach einer noch vermissten Person wurde heute fortgesetzt, blieb aber ergebnislos.

Bild der Gleitschneelawine im Ammerwald. (Foto: 23.02.2019)

Etwas Neuschnee, Wind und vorübergehender Temperaturrückgang. Vorsicht vor Gleitschnee!

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Ausblick

In der Nacht auf morgen, Freitag 01.03. erreicht uns eine Kaltfront, welche mit starkem Nordwestwind gegen die Alpennordseite gedrängt wird und den zuletzt frühlingshaften Bedingungen vorübergehend ein Ende setzt. Schon heute Donnerstag, 28.02. zeichnet sich die für morgen angekündigte Kaltfront mit auflebendem Nordwestwind und einem leichten Temperaturrückgang in mittleren und hohen Lagen an.

Insbesondere in den Nordweststaulagen entlang der Grenze zu Vorarlberg und im Karwendel sind bis Samstag, 02. März 20cm bis 30cm Neuschnee zu erwarten. Die Schneefallgrenze liegt laut ZAMG-Wetterdienststelle zu Beginn der Niederschläge bei etwa 1700m, sinkt aber in Folge bis gegen 1000m herab. Die Kaltfront wird von mäßigem bis starkem Wind aus nordwestlichen Richtungen begleitet.




Der Niederschlag, welcher gerade zu Beginn in mittleren Lagen noch als Regen fallen wird, führt am morgigen Freitag, 01.03. zu einem Anstieg der Gefahr von Gleitschneelawinen unter etwa 2000m. In den westlichen Teilen Nordtirols wird dadurch bedingt die Gefahrenstufe 3, "erheblich" erreicht. Dort ziehen bereits am späten Abend des 28.02. die ersten Wolkenfelder auf und beeinträchtigen die Wärmeabstrahlung der vor allem südseitig durchnässten Schneeoberfläche. Der Regeneinfluss führt somit zu einem weiteren Feuchtigkeitseintrag und begünstigt ein Abgleiten der Schneedecke auf steilen Wiesenhängen.

Weiter im Osten Nordtirols kann die Schneedecke meist bis gegen Mitternacht abstrahlen. Zudem wird es dort weniger regnen. Entsprechend sollte dort im Vergleich zu den westlichen Regionen die Wahrscheinlichkeit von Gleitschneelawinen etwas geringer sein.

Offene Gleitschneemäuler und eine kürzlich abgegangene Gleitschneelawine zeugen von intensivem Schneegleiten der Schneedecke auf steilen Wiesenhängen, Nordkette (Foto: 26.02.2019).

In hohen Lagen und im Hochgebirge werden Neuschnee und Wind zur Bildung von kleinen Triebschneepaketen führen, welche vor allem kammnah sowie in Mulden und Rinnen anzutreffen sein werden. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang die Beschaffenheit der Schneeoberfläche, welche aktuell recht unregelmäßig ist. Dies ist positiv zu werten (siehe Rückblick). Die frischen Triebschneeansammlungen sollten deshalb nur sehr vereinzelt gestört und als Lawine ausgelöst werden können. Am ehesten wird dies in sehr steilen, schattseitigen, bisher windberuhigten Hängen möglich sein. Dort besteht die Altschneeoberfläche stellenweise aus lockeren, kantig aufgebauten Kristallen.

In Osttirol, abseits des Alpenhauptkammes, bleibt die Lawinensituation mehrheitlich günstig. Dort verfestigt sich die Schneeoberfläche durch die nächtliche Abstrahlung sehr gut. Niederschlag gibt es kaum. Tief in der Schneedecke sind dort jedoch vereinzelt noch störanfällige Schwachschichten vorhanden, welche in sehr steilen Schattenhängen zwischen 2000m und 2600m mit meist großer Zusatzbelastung potenziell noch störbar sind. Die Gefahrenstellen sind allerdings sehr selten, leider aber nicht zu erkennen. Schneearme Bereiche im extrem steilen Gelände scheinen am ehesten gefährdet zu sein.

Neben einer möglichen (meist überschaubaren) Lawinengefahr sollte man andere alpine Gefahren nicht außer Acht lassen. Dort, wo die Schneedecke über Nacht gefrieren konnte, besteht insbesondere in den Morgenstunden in sehr steilen Sonnenhängen auf der harten Schneeoberfläche Absturzgefahr. Dies wurde einem Skitourengeher an der Reichenspitze an der Grenze zwischen Tirol und Salzburg gestern 27.02. zum Verhängnis. Er stürzte auf dem Weg vom Gipfel zum Skidepot mehrere hundert Meter eine Rinne hinab und kam dabei ums Leben. Aufpassen sollte man auch auf die zum Teil weit ausladenden Wechten, die (ähnlich wie Gleitschneelawinen) eine unberechenbare Gefahr darstellen.

Bereiche unter großen Wechten sollten  kritisch beurteilt werden. Totenfeldscharte, Silvretta (Foto: 27.02.2019).

Zum Wochenende hin bessert sich laut ZAMG-Wetterdiensstelle das Wetter. Der Wind dreht auf Südwest und es wird föhnig und milder. Die Lawinengefahr ändert sich nur unwesentlich. Die Triebschneepakete in der Höhe sollten kaum mehr störanfällig sein. Die Gleitschneeaktivität nimmt nach der Niederschlagsperiode wieder etwas ab. Mit den warmen Temperaturen und der Sonneneintrahlung wird die Lawinengefahr neuerlich im Laufe des Tages etwas ansteigen. In den neuschneereicheren Gebieten wird man insbesondere aus extrem steilen Sonnenhängen zahlreiche eher kleine Lockerschneelawinen beobachten können.

Zu Beginn der nächsten Woche zeichnet sich wechselhaftes und unbeständiges Wetter ab. Die Temperaturen fallen erneut und es kommt etwas Neuschnee dazu.

Ab Wochenbeginn wird es wechselhaft. Die Temperatur sinkt.  (©meteoblue).
 
Rückblick 

Nach dem Niederschlag von vergangenem Freitag, 22.02. wurde es wieder frühlingshaft mit milden Temperaturen und viel Sonne. Die Nullgradgrenze stieg auf rund 3000m. Die Lawinensituation war verbreitet günstig und folgte einem tageszeitlichen Gang.

Die günstigen Tourenbedingungen in den vergangenen Tagen waren Anreiz für viele, dem Büro vorübergehend den Rücken zu kehren. Sonnblick, Hohe Tauern (Foto: 27.02.2019).

Die Schnee- und Lawinensituation lies auch Steilabfahrten möglich werden. Haagspitze, Silvretta (Foto: 27.02.2019).
 
Erste Schmetterlinge sind bereits aus der Winterstarre erwacht und wurden mit dem Wind in die Höhe getragen. Dieses schöne Exemplar wurde auf ca. 2900m an der Schnapfenspitze in der Silvretta beobachtet (Foto: 26.02.2019).

Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung wurde die Schneedecke in sehr steilen Südhängen bereits bis auf etwa 3000m hinauf durchfeuchtet. Nordseitig hingegen blieb die Schneedecke bis auf 2000m hinunter weitestgehend trocken.

Sonnseitig und sehr steil ist die Schneedecke bis auf 3000m bereits annähernd isotherm. In Zonen geringerer Schneemächtigkeit reicht die Durchfeuchtung bis zum Boden. S; 2980m; 37 Grad (©LWD Tirol).

Bei Stabilitätstests können derzeit - wenn überhaupt - nur Teilbrüche erzeugt werden. Die Schneedecke ist verbreitet gut verfestigt und stabil (Foto: 26.02.2019).

Aufgrund der überaus trockenen und klaren Atmosphäre konnte die Schneedecke in der Nacht meist gut abstrahlen. Die nasse Schneeoberfläche gefror in den Nachtstunden wieder tragfähig. In Sonnenhängen weichte die Schneeoberfläche während des Tages wieder auf. Guter Firn war vielerorts die Folge. Erst am späten Nachmittag waren oberflächennahe Schichten etwas tiefergehend durchfeuchtet. Die Durchfeuchtung der Schneedecke verlief allgemein vergleichsweise langsam. Dies hatte mit der sehr trockenen, eher warmen Luftmasse zu tun, welche der Schneedecke viel Feuchtigkeit entzog. Dadurch verlor die Schneedecke auch an Masse, weil das in den Eiskristallen gebundene Wasser als Wasserdampf von der Luft quasi "aufgesogen" wurde.

Firnverhältnisse in weiten Teilen Tirols, so wie hier am Freihut in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 26.02.2019).

Die Gleitschneeaktivität folgte meist auch einem tageszeitlichen Gang. Gleitschneelawinen wurden vermehrt am späten Nachmittag sowie den Abend- und Nachtstunden beobachtet. Dies hat mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem etwas zeitverzögerten Eindringen von Wasser bis hin zur Bodenoberfläche tun.

Gleitschneerisse und eine gewölbte Schneeoberfläche sind Anzeichen für Schneegleiten. Grieskopf, Westl. Verwallgruppe (Foto: 27.02.2019).
 
Anrissgebiet einer Gleitschneelawine am Malgrübler, Westl. Tuxer Alpen (Foto: 24.02.2019).

Ablagerung einer Gleitschneelawine in der Silvretta (Foto: 27.02.2019).

Sonneneinstrahlung, Windeinfluss, nasse Lockerschneelawinen aus felsigem Steilgelände sowie auch Mensch und Tier haben die derzeitige Schneeoberfläche stark geprägt. Diese ist auf kleinstem Raum sehr unregelmäßig und inhomogen. Die Schneeoberfläche ist dadurch für kommende Schneefälle sehr günstig beschaffen: Frische Triebschneepakete werden deshalb - wenn überhaupt - nur an relativ kleinen Flächen zu stören sein.

Eine v.a stark vom Wind geprägte Schneeoberfläche am Großen Wilden in den Allgäuer Alpen (Foto: 24.02.2019).

Durch Windeinfluss herausgearbeitete Skispuren im Kühtai (Foto: 24.02.2019).

Vielerorts konnte in den vergangenen Tagen auch ein ausgeprägter Firnspiegel beobachtet werden. Jamtal, Silvretta (Foto: 26.02.2019).

Unbeständiger Wettercharakter bestimmt die Lawinengefahr: Achtung vor störanfälligem Triebschnee!

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Ausblick

Der stürmische Südföhn, welcher seit gestern Mittwoch, 06.03. über Nordtirol hinwegfegte, war ein Vorbote der Kaltfront, welche vom 07.03. auf den 08.03. über Tirol zieht und in ganz Tirol etwas Niederschlag bringt.

Unterwegs bei Durchzug der Kaltfront im Bereich des Aifners (Foto: 07.03.2019)

Der Schwerpunkt der Niederschläge soll entlang des östlichen Alpenhauptkammes sein. Ab morgen Freitag, 08.03. folgt dann eine Westströmung mit weiterhin feuchten Luftmassen, aber vorerst noch geringen Niederschlagsmengen.

Auflebender Südwestwind kündigte bereits am Mittwoch, 06.03. die nächste Störung an. Östl. Simonyspitze, Venedigergruppe (Foto: 06.03.2019).

Der Südföhn erreichte Orkanstärke mit Windgesschwindigkeiten über 130 km/h an der Windstation am Patscherkofel.

Der Föhnsturm machte sich auch am Stubaier Gletscher bemerkbar (Foto: 07.03.2019).
 
Bis Samstagmorgen, 09.03. fallen verbreitet 5cm bis 15cm Schnee. In den Zillertaler Alpen sowie in den Hohen Tauern ist mit Neuschneemengen von 20cm bis 40cm zu rechnen.

Der Wind lässt während des Niederschlagereignisses zwar nach, bleibt aber vielfach über Verfrachtungsstärke. Es bilden sich daher mitunter leicht auszulösende Triebschneepakete, welche in den niederschlagsreichen Regionen mächtig werden können. Die frischen Triebschneepakete sind v.a. in sehr steilen Schattenhängen, wo die Schneeoberfläche vor den Niederschlägen noch pulvrig und locker war, leicht auszulösen. Über etwa 2800m sind solche Gefahrenstellen vermehrt auch in den übrigen Expositionen zu finden - besonders in Rinnen, Mulden und hinter Geländekanten in Kammhähe. Gegen Ende der Schneefälle werden die Triebschneepakete zum Teil überschneit und damit schwierig erkennbar.

Nach den frischen Triebschneepaketen sind nach wie vor die Gleitschneelawinen die größte Gefahr in Tirols Bergen. Da dieses Problem gefühlt bereits in jedem Blogeintrag in diesem Winter thematisiert wurde, wollen wir hier diesmal nicht näher darauf eingehen. Gleitschneelawinen können zu jeder Tageszeit abgehen und Bereiche unter Rissen sollten nach Möglichkeit gemieden werden. Ein Unfall aus Vorarlberg zeugt von deren Unberechenbarkeit.

Gleitschneelawinen - eine unberechenbare Gefahr. Landeggtal, Glocknergruppe (Foto: 05.03.2019).

Riesige Schollen im Ablagerungsbereich einer Gleitschneelawine an der Jöchelspitze, Allgäuer Alpen (Foto: 06.03.2019).

Der untere Teil der Schneedecke ist derzeit verbreitet gut verfestigt und stabil. Dies gilt auch für das zentrale Osttirol, wo wir in den vergangenen Tagen umfangreiche Schneeedeckenuntersuchungen vorgenommen haben. Das schwache Altschneefundament, welches sich dort aufgrund des schwächelnden Winterbeginns insbesondere in steilen Schattenhängen zwischen 2000m und 2600m ausgebildet hat, konnte sich in den vergangenen Wochen durch die Schneeauflast und die warmen Temperaturen sehr gut verfestigen.

Schneedeckenuntersuchungen in Osttirol. Landeggtal, Glocknergruppe (Foto: 05.03.2019).


Das Schneeprofil aus der Lasörlinggruppe in Osttirol zeigt einen gut verfestigten Schneedeckenaufbau. Es ließen sich keine Brüche in tiefer liegenden Schichten mehr erzeugen. NW; 2570m; 39 Grad (©LWD Tirol).

Weiter im Süden, in den Lienzer Dolomiten scheint im Waldgrenzbereich, in sehr steilen Schattenhängen zwischen etwa 1800m und 2000m noch ein Altschneeproblem zu bestehen. Hier findet sich in Bodennähe eine Schwachschicht aus kantigen Kristallen, welche vereinzelt durch meist große Zusatzbelastung noch gestört werden könnte. Ungünstig sind besonders Übergänge von wenig zu viel Schnee.

Eine ausgeprägte Schicht aus kantigen Kristallen in bodennähe ist im Waldgrenzbereich in den Lienzer Dolomiten potenziell noch störanfällig. Hoher Bösring, Karnische Alpen (Foto: 05.03.2019).

Laut ZAMG-Wetterdienststelle ändert sich am derzeitig unbeständigen Wettercharakter auch in der nächsten Woche nur wenig. Es wird spätwinterlich kalt und es kommt neuerdings zu Niederschlägen. Lediglich am Dienstag soll es vorübergehend nochmals föhnig und milder werden.


Rückblick

Eine Woche mit sehr wechselhaftem Wetter liegt hinter uns. Zwei Kaltfronten, am Freitag, 01.03. sowie am Montag, 04.03. brachten in ganz Tirol etwas Neuschnee. Zwischen den Niederschlagsstaffeln sowie in den darauffolgenden Tagen wechselten sich Sonne und Wolken ab, und es war zeitweise sehr mild.

An der Wetterstationsgrafik lässt sich der wechselhafte Wettercharakter der vergangenen Tage sehr gut nachvollziehen. Am Freitag, 01.03. sowie am Montag, 04.03. sorgten zwei Kaltfronten für einen starken Temperaturrückgang und brachten etwas Neuschnee (rot hervorgehoben). Dazwischen sowie danach stieg die Lufttemperatur (rote Linie) zeitweise stark an.


Am Freitag, 01.03. (links) lag der Schwerpunkt der Niederschläge an der Grenze zu Vorarlberg. Am Montag, 04.03. (rechts) hingegen, schneite es vor allem in den südlichen Landesteilen.

Der Wind, welcher die Schneefälle begleitete, verfrachtete den Neuschnee und führte zur Bildung von kleinen Triebschneepaketen. Diese konnten jedoch meist nur in steilen Schattenhängen in hohen Lagen und im Hochgebirge ausgelöst werden. Dies hat damit zu tun, dass es für eine Schneebrettauslösung immer auch eine Schwachschicht braucht:
Vor den Schneefällen am Freitag, 01.03. war die Schneeoberfläche sehr unregelmäßig (siehe Blog vom 28.02.). Nur  in sehr steilen, schattseitigen Hängen waren zum Teil lockere, kantige Kristalle zu finden, welche eine Schwachschicht für ein darüberliegendes Schneebrett darstellen konnten.
Im Vorfeld der Schneefälle vom Montag, 04.03. war es die Sonneneinstrahlung und die Wärme, welche die Schneeoberfläche beeinflussten. Auch diesmal war eine Schwachschicht - in Form von lockerem Pulverschnee - nur im Nordsektor vorhanden.

Der am Montag, 04.03. auflebende Südwind sorgte neuerdings für Schneeverfrachtungen und zur Bildung von Triebschneepaketen. Venedigergruppe (Foto: 04.03.2019).

Die meist kleinen Triebschneepakete waren besonders in Rinnen, Mulden und hinter Geländekanten an Schattenhängen in hohen Lagen und im Hochgebirge kurzzeitig störanfällig. Rieder Wetterkreuzspitze, Nördl. Stubaier Alpen (Foto: 04.03.2019).

Während der Schönwetterphasen zwischen den beiden Niederschlagsperioden sowie am Mittwoch, 06.03. stiegen die Temperaturen erneut an. Mit der Sonneneinstrahlung kam es zu zahlreichen feuchten Lockerschneerutschen aus steilen Südhängen.

Mit der Sonneneinstrahlung stieg die Auslösebereitschaft von feuchten Lockerschneelawinen an Südhängen. Der verharschte, glatte Untergrund bot eine gute Gleitfläche für den abrutschenden Schnee. Schobergruppe (Foto: 06.03.2019).

Die Schneedecke an Südhängen hat stark unter den hohen Temperaturen der vergangenen Wochen gelitten. Die Gefahr von Gleitschneelawinen hat in Osttirol aus diesem Grund etwas abgenommen (Foto: 06.03.2019).

An Schattenhängen blieb die Schneeoberfläche oberhalb von etwa 2200m weitestgehend trocken. Dort wo der Wind den Schnee nicht beeinflusst hatte, konnten dort gute Tourenbedingungen angetroffen werden.

Abfahrtsgenuss in der Lasörlinggruppe. Unter dem Neuschnee machte sich die alte Schneeoberfläche noch etwas bemerkbar (Foto: 06.03.2019).

Wer derzteit im Gelände unterwegs ist, sollte v.a. Windzeichen erkennen können. Frische Triebschneepakete im sehr steilen, v.a. schattigen und allgemein kammnahen Gelände sollten möglichst gemieden werden. (Foto: 06.03.2019).

Viel Neuschnee im Westen, nun sonnig: Lockerschneelawinen und störanfälligen Triebschnee beachten.

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Wechselhaftes Wetter brachte während der vergangenen fünf Tage einiges an Niederschlag, am meisten vom 11.03. auf den 12.03. Anfangs regnete es noch bis häufig etwa 2000m, gebietsweise auch höher hinauf.

Die Messdaten der Wetterstation in Kappl zeugen vom wechselhaften Wettergeschehen der vergangenen Tage. An den Taupunktkurven sieht man den Wechsel von Schönwetterphasen (Taupunkt weit von der Lufttemperatur entfernt) und Schlechtwetterphasen (Taupunkt nahe an der Lufttemperatur).

Mit dem Einzug der Kaltfront ab dem 10.03. abends sank die Schneefallgrenze dann bis in Tallagen. Im Westen des Landes, im Karwendel, den Tuxer und Zillertaler Alpen schneite es meist zwischen 30 und 50cm, lokal auch bis zu 70cm. Starker Wind verfrachtete den Schnee zum Teil intensiv.

Seit Montagmorgen, 11.03. fielen in Tirol zwischen 30 und 50cm Schnee, lokal auch etwas mehr.

Der Niederschlag war - wie von der ZAMG-Wetterdienststelle vorhergesagt - sehr konvektiv. Solche Situationen kennen wir vom Sommer, wenn Gewitterwolken aufziehen und lokal viel Niederschlag bringen können. Dieser konvektive Niederschlag begünstigt die Entstehung von Graupel, welcher in weiten Teilen Tirols beobachtet wurde und nun im Neuschnee eingelagert ist. Graupel stellt eine mögliche Schwachschicht für darüber gelagerten Triebschnee dar, und zwar dann, wenn es sich um dickere Schichten handelt (cm-Bereich).

Vielerorts wurde während der vergangenen Niederschläge auch Graupel beobachtet, wie hier abgebildet in Sölden. Graupel bildet keine persistente Schwachschicht und wird in einigen Tagen kein Problem mehr darstellen (Foto: 10.03.2019).

Weitere mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen findet man v.a. in sehr steilen Schattenhängen in oberflächennahen Schichten. Am ehesten kommen hier kantige Kristalle unterhalb dünner Schmelzkrusten in Höhenbereichen zwischen etwa 2000m und 2400m in Frage. Zudem kann überwehter Pulverschnee v.a. in großen Höhen kurzfristig gestört werden. Dies ist in allen Expositionen denkbar.

Mögliche Schwachschichten beschränken sich derzeit auf Oberflächennähe. (1) und (4) sind eingelagerte Graupelschichten, bei (2) und (3) handelt es sich um kantig aufgebaute Kristalle.


Durch die teilweise sehr hohen Temperaturen der letzten Wochen konnten sich Schmelzkrusten ausbilden. Darunter findet man oft (durch einen hohen Temperaturgradienten entstandene) kantige Kristalle. Vereinzelt können in dieser Schicht Brüche provoziert werden (wie hier als Teilbruch an der Aifner Spitze, NW, 2130m, 34 Grad). Meist konnte diese Schicht aber nicht mehr angesprochen werden (© LWD Tirol).

Die Wetterbesserung am heutigen 12.03. mit steigenden Temperaturen und Sonneneinstrahlung wird zu einer erhöhten Lawinenaktivität führen. Wir rechnen mit zahlreichen Lockerschneelawinen aus extrem steilen, besonnten Hängen. Wir rechnen aber auch mit einer erhöhten Störanfälligkeit frischer Triebschneepakete, vermehrt hinter Geländekanten im sehr steilen Gelände vom Waldgrenzbereich aufwärts.

Die Schneequalität ist anfangs wohl noch gut (pulvrig). Im Tagesverlauf wird der Schnee zumindest in besonnten Hängen rasch pappig.

Die Schneequalität pendelt zwischen Pulver und nicht mehr ganz so pulvrig... (Foto: 10.03.2019).


Ergiebige Neuschneefälle und orkanartiger Sturm: Gefährliche Lawinensituation!

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Aktuelle Situation & Ausblick

Eine starke West-, Nordwestströmung führt derzeit in abwechselnder Reihenfolge Kalt- und Warmfronten an die Alpen heran. Bis Samstagmorgen, 16.03. erwarten uns laut ZAMG- Wetterdienststelle zum Teil ergiebige Niederschläge. Auf den Bergen ist mit Neuschneezuwächsen von 50cm bis 100cm zu rechnen. Der Wind bläst stark bis stürmisch, morgen Freitag, 15.03. teils sogar orkanartig.

Bis Samstagmorgen, 16.03. sind an Grenze zu Vorarlberg 60cm bis 100cm, im restlichen Nordtirol sowie den Hohen Tauern verbreitet 30cm bis 50cm Neuschnee zu erwarten.

Teils orkanartiger Sturm wird zu umfangreichen Verfrachtungen des Neuschnees führen.

Bereits stark winterliche Straßenverhältnisse auf der Arlberg Schnellstraße nach Eintreffen der Störung am Donnerstagnachmittag (Foto: 14.03.2019).

Die großen Neuschneemengen in Kombination mit dem starken Wind lassen die Lawinengefahr ansteigen. Diese erreicht in den Hauptniederschlagsgebieten im Westen Nordtirols die Stufe 4, groß. Ansonsten ist oberhalb von 1800m mit verbreitet erheblicher Lawinengefahr zu rechnen, wobei wir uns hier tendenziell eher im oberen Bereich der Skala befinden.

Mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen finden wir derzeit - mit Ausnahme des südlichen Osttirols - v.a. im oberen Teil der Schneedecke: 
  • Das wechselhafte und mitunter warme Wetter samt Sonneneinstrahlung der letzten Wochen führte zur Bildung von zahlreichen Schmelzkrusten, unter welchen sich zum Teil kantige Kristalle ausbilden konnten. Schneedeckenuntersuchungen zeigten dort zwar keine ausgeprägte Tendenz zur Bruchfortpflanzung, dennoch können Brüche in den besonders niederschlagsreichen Gebieten hier nicht ausgeschlossen werden. Wir gehen derzeit am ehesten von einem Höhenband zwischen etwa 2400m bis 2800m im Sektor Nordost bis Ost aus.  

  • Der in der Nacht auf heute Donnerstag, 14.03. gefallene, kalte, lockere Neuschnee kann vor allem oberhalb etwa 2200m in windberuhigten Hängen im Windschatten eine mögliche Schwachschicht darstellen.   

  • Zudem ist auch der aktuelle Neuschnee als Schwachschicht für Schneebrettlawinen denkbar, sofern sich dieser in windberuhigteren Phasen locker ablagert und anschließend von Triebschnee überdeckt wird.

Während des wechselhaften Wetters der vergangenen Wochen konnten sich zahlreiche Schmelzkrusten ausbilden, unter welchen man stellenweise lockere, kantige Kristalle findet (Foto: 13.03.2019).

Während der Nacht auf Donnerstag, 14.03. schneite es bei kalten Temperaturen verbreitet einige Zentimeter. Dieser Neuschnee stellt eine potenzielle Schwachschicht für Schneebrettlawinen dar.

Neu- und Triebschnee liegen also gebietsweise auf einer schwachen Altschneeoberfläche und können an allen Expositionen vermehrt oberhalb etwa 2200m ausgelöst werden. Die Triebschneepakete sind  dabei durchaus mächtig.

Während der intensiven Niederschlagsphasen erwarten wir auch spontane Lawinenabgänge. Aufgrund der beachtlichen Neuschneemengen können die Lawinen auch groß werden. Die Erwärmung mit Durchzug der Warmfront am Freitag, 15.03. führt zudem zu einer besseren Bindung oberflächennaher Schichten. Dadurch können Brüche leichter fortgepflanzt werden. Zudem steigt zu diesem Zeitpunkt die Lawinenaktivität.

Am Freitagmorgen, 15.03. ist der Schneefall vermutlich am intensivsten. Zeitgleich kommt es zu einer Erwärmung und dem Anstieg der Schneefallgrenze. Hier erwarten wir den Höhepunkt der spontanen Lawinenaktivität.

Ein Anstieg der Schneefallgrenze bedeutet auch vermehrt Regen unterhalb von 2000m. Dort wo dieser intensiver ist, steigt die Auslösewahrscheinlichkeit von nassen Lockerschneelawinen aus extrem steilen Hängen. Zudem ist aufgrund des Regeneintrags, aber auch durch die höhere Auflast des Neuschneepakets mit einer Zunahme der Gleitschneeaktivität zu rechnen. Dies vor allem an steilen Grashängen unterhalb von 2600m, in besonderem Maße unterhalb von 2200m.

In Osttirol gibt es hinsichtlich des kommenden Niederschlags einen starken Gradienten von Nord nach Süd. In den Hohen Tauern schneit es ergiebig und ebenfalls bis zu 70cm. Gegen Süden hin nimmt die Neuschneemenge jedoch rasch ab und südlich der Drau fallen nur noch wenige Zentimeter. Entsprechend ändert sich dort auch die Lawinengefahr nur wenig. Diese bleibt in den Defereggen Alpen, der Schobergruppe und den Lienzer Dolomiten oberhalb von 1800m mäßig. Es besteht eine Gefahr von meist kleinen Triebschneepaketen, welche vor allem in schattigen, sehr steilen, kammnahen Hängen angetroffen werden können.

Nach Ende der Niederschläge am frühen Samstagmorgen, 16.03. kommt es zu einer raschen Wetterbesserung. Das Wochenende verspricht laut ZAMG-Wetterdienststelle viel Sonnenschein und sehr warme Temperaturen. Die Nullgradgrenze soll auf 3000m steigen. Der viele Neuschnee wird insbesondere in mittleren Lagen und an Sonnenhängen rasch feucht werden. Es sind zahlreiche feuchte und nasse Lawinen aus sehr steilen Hängen zu erwarten. Sonneneinstrahlung und Erwärmung führen auch zu einer besseren Bindung des Schneepakets und führen zu einer kurzfristigen Zunahme der Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen. Triebschneepakete bleiben vor allem schattseitig störanfällig.

Am kommenden Wochenende sollte man defensiv unterwegs sein. Der erste Schönwettertag nach einer intensiven Schneefall- und Sturmperiode ist bekanntlich immer besonders unfallträchtig.

Samstag, 16.03. und Sonntag, 17.03. versprechen trockenes und warmes Wetter. Am Montag, 18.03. erreicht uns eine Kaltfront mit neuerlichem Niederschlag (©Meteoblue).

Rückblick
Die vergangene Woche war erneut sehr wechselhaft. Insbesondere von Montag, 11.03. auf Dienstag, 12.03. schneite es zum Teil ergiebig (siehe Blog vom 12.03.). In den darauf folgenden Tagen wurde es zwar zeitweise etwas freundlicher, der kräftige Westwind ließ jedoch kaum nach. Es bildeten sich in der Folge vor allem in Schattenhängen immer wieder frische, störanfällige Triebschneepakete.

Wechselhaftes Wetter mit Neuschnee, viel Wind und alternierenden Temperaturen. Wetterstation Falkaunsalpe, Nördl. Ötztaler Alpen.

Mit der ersten Sonneneinstrahlung nach den intensiven Schneefällen in der Nacht auf Dienstag, 12.03. lösten sich zahlreiche Lockerschneelawinen aus felsigen, extrem steilen Sonnenhängen. Nordkette (Foto: 13.03.2019).

Frische Triebschneeansammlungen konnten vor allem schattseitig stellenweise als Schneebrettlawine ausgelöst werden. Stubaier Gletscher (12.03.2019).

Während der vergangenen Tage wehte meist kräftiger Westwind. Schneefahnen in der Grieskogelgruppe (Foto: 12.03.2019).

Der Neuschnee ist offensichtlich noch pulvrig. Dies erkennt man nicht nur an der Schneewolke, welcher der Skifahrer hinterlässt, sondern auch an den Schneefahnen am Hintergrund. Gaiskogel, Stubaier Alpen (Foto: 13.03.2019).

Günstige Lawinensituation und traumhaftes Wintersportwetter in ganz Tirol!

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Aktuelle Situation

In ganz Tirol herrscht derzeit geringe Lawinengefahr. Bei strahlend sonnigem und windberuhigtem Wetter könnten die Bedingungen für Wintersportler derzeit kaum besser sein.

Schattseitig sowie in Bereichen mit flacher Sonneneinstrahlung kann noch lockerer Pulverschnee angetroffen werden. Breiter Grieskogel, Südliche Stubaier Alpen (Foto: 20.03.2019).

Die derzeitige Lawinensituation erlaubt auch Steilabfahrten bei besten Bedingungen. Rußkopf, Silvretta (Foto: 20.03.2019).
Es gibt, wie folgt, nur mehr wenige Gefahrenbereiche:

Triebschneeansammlungen nur mehr vereinzelt störanfällig:

Die umfangreichen Triebschneepakete, welche sich Ende letzter und zu Beginn dieser Woche mit Neuschnee und Wind gebildet haben, sollten mittlerweile nicht mehr zu stören sein. Sie haben sich an allen Expositionen sehr gut mit dem Altschnee verbunden. Störanfällig sind derzeit vereinzelt noch die frischen Triebschneeansammlungen, welche sich vor allem am Mittwoch, 20.03. gebildet haben. Diese sind klein und an steilen, kammnahen Schattenhängen im Hochgebirge anzutreffen. Hier sollten besonders die Konsequenzen in Hinblick auf einen möglichen Absturz beachtet werden.

Leichter tageszeitlicher Anstieg der Gefahr:

Entscheidend für die derzeitige Situation ist das Zusammenspiel aus Lufttemperatur, Sonneneinstrahlung und Luftfeuchtigkeit. Aufgrund der sehr trockenen Luftmasse weicht die Schneedecke trotz der milden Temperaturen (Nullgradgrenze über 3000m)  und der intensiven Sonneneinstrahlung vergleichsweise langsam auf. Dies hat auch damit zu tun, weil sich die Schneedecke während sternenklarer Nächte massiv abkühlt und sich deshalb an der (am Vortag feuchten bzw. nassen) Schneeoberfläche ein dicker Harschdeckel bildet. Dieser muss erst aufgeweicht werden, bevor die darunter befindliche Schneedecke (weiter) durchfeuchtet wird. Übrigens ist der Harschdeckel in sehr steilen besonnten Hängen inzwischen bis etwa 2500m hinauf tragfähig. Bei guter Zeiteinteilung steht somit einem perfekten Firnerlebnis nichts im Wege.

Derzeit besteht eine geringe Gefahr von feuchten und nassen Lockerschneelawinen. Am ehesten können diese durch den Impuls von Wintersportlern im extrem steilen Gelände am Nachmittag ausgelöst werden.

Ablagerung einer Nassschneelawine in den Stubaier Alpen. Der Firnspiegel lässt die Schneeoberfläche im Licht der Sonne glänzen (Foto: 17.03.2019).

Vorsicht vor Wechten:

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr geht in diesem schneereichen Winter auch von Wechten aus. Diese sind mancherorts sehr groß und können durch Belastung brechen und zu Absturz führen. Ein tödlicher Unfall in Folge eines Wechtenbruchs ereignete sich am Dienstag, 19.03. am Hohen Seeblaskogel im Sellraintal. Mit den warmen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung sind auch spontane Wechtenbrüche zunehmend ein Thema. Wie bei den Gleitschneerissen kann man auch hier das Risiko minimieren, wenn man Bereiche unterhalb von Wechten weitestgehend meidet. Zudem sollte man im Kammbereich entsprechend vorsichtig sein.

An Graten gibt es derzeit vielerorts mächtige Wechten (Foto: 17.03.2019).

Bei einem Wechtenbruch kann mitunter auch der Bereich hinter der Geländekante gefährdet sein (©Avalanche Canada).
 
Am Hohen Seeblaskogel in den Stubaier Alpen kam es am Dienstag, 19.03. zu einem tödlichen Unfall infolge eines Wechtenbruchs. Im Bild die Unfallstelle im Gipfelbereich (Foto: 20.03.2019).

Vereinzelt sind Gleitschneelawinen noch ein Thema:

Sehr vereinzelt beobachtet man Gleitschneelawinen, wie hier am Kitzbüheler Horn (Foto: 20.03.2019).


Ausblick

In den nächsten Tagen bis einschließlich  Sonntag, 24.02. bleibt es sonnig und warm. Danach folgt eine Kaltfront. Diese bringt etwas Neuschnee und tiefere Temperaturen. Laut ZAMG-Wetterdienststelle kann sich danach wieder das Hoch zu uns vorarbeiten. Auch die Temperaturen steigen dann wieder an.

Am Montag, 25.03. erreicht uns eine Kaltfront mit etwas Neuschnee in den Bergen (©meteoblue).


Rückblick

Am vergangenen Freitag, 15.03. sowie Samstag, 16.03. schneite es vor allem in Nordtirol und in den Hohen Tauern ergiebig. Mit dem Anstieg der Schneefallgrenze in der Nacht auf Samstag gingen viele Lawinen von selbst ab. Es handelte sich meist um Schneebrettlawinen. In den regenbeeinflussten, tieferen Lagen waren es hingegen vermehrt nasse Lockerschneelawinen. Bei den Schneebrettlawinen lösten sich der frisch gefallenen sowie der vom Wind verfrachtete Schnee. Die Schwachschicht bestand aus lockerem Pulverschnee, welcher in der Nacht auf Donnerstag, 14.03. gefallen war, vereinzelt wohl auch aus Graupel.

Schneebrettlawine im Skigebiet von Fieberbrunn. Diese ging vermutlich aufgrund von Regeneintrag mit ansteigender Schneefallgrenze in der Nacht auf Samstag, 16.03. spontan ab. 2000m, Südost (Foto: 16.03.2019).

Spontanes Schneebrett am Gleirscher Rosskogel in den Stubaier Alpen. 2650m, Ost (Foto: 16.03.2019).

Ein Paradebeispiel einer Schneebrettlawine mit einem klar ersichtlichen Stauchwall, welcher Anrissgebiet und Sturzbahn der Lawine voneinander trennt. Lampsenspitze, 2400m, Ost (Foto: 16.03.2019).

Schneebrett, welches sich vermutlich ebenfalls während des Niederschlags in der Nacht auf Samstag, 16.03. oder kurz darauf spontan gelöst hat. Granatspitzsattel, Venedigergruppe. 2460m, Ost (Foto: 17.03.2019).

Mit dem Anstieg der Schneefallgrenze in der Nacht auf Samstag, 16.03. wurde die Schneedecke vielerorts bis auf 2000m hinauf  durchnässt (Foto: 16.03.2019).

Am Wochenende vom 16. und 17.03. war es sehr warm (Nullgradgrenze über 3000m). Neu- und Triebschnee verbanden sich deshalb rasch mit dem Altschnee. Die Lawinengefahr ging entsprechend schnell zurück. In der Folge ging die Hauptgefahr von frisch gebildeten Triebschneeansammlungen aus.

Mit Durchzug einer Kaltfront schneite es am Montag, 18.03. meist bis in Tallagen. Obertilliach, Osttirol (Foto: 18.03.2019).

Mit mäßigem bis starkem Wind wurde der lockere Neuschnee vom Montag, 18.03. stellenweise verfrachtet und es bildeten sich kammnah kleine, störanfällige Triebschneepakete. Schnapfenspitze, Silvretta (Foto: 20.03.2019).
 
Stark vom Wind beeinflusste Schneeoberflächeim Kammbereich am Arlberg (Foto: 16.03.2019).

Ab den späteren Vormittagsstunden vermehrte Gefahr von nassen Lockerschnee-, vereinzelt auch Gleitschnee- und Schneebrettlawinen

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Neuerlich erwartet uns von Samstag, 23.03. auf Sonntag, 24.03. eine sternenklare Nacht. Die Schneedecke kühlt entsprechend aus. In steilen, besonnten Hängen bildet sich deshalb bis am Morgen bis in große Höhen hinauf verbreitet ein tragfähiger Harschdeckel. Unter diesem Deckel ist die Schneedecke bis zumindest 2500m hinauf, dort wo es sehr steil ist, bis in Bodennähe nass bzw. feucht. Mit der tageszeitlichen Erwärmung und der für die Jahreszeit entsprechend intensiven Sonneneinstrahlung weicht der Harschdeckel allerdings wieder auf - in Osthängen früher als in Süd- und Westhängen. Die Schneedecke verliert dadurch an Festigkeit und lässt sich leichter stören.

Betrachtet man die vergangenen Tage so zeigt sich, dass die Anzahl an beobachteten Lawinen von Tag zu Tag zugenommen hat. Anfangs war es noch sehr ruhig, heute am 23.03. beobachteten wir vermehrt Lawinenabgänge. U.a. meldete die Leitstelle Tirol vier Lawinen, bei denen Personen beteiligt waren. Die Personen blieben unverletzt. (Mutmalspitze in der Gurgler Gruppe, Arnplattenspitze und Handschuhspitze im Mieminger Gebirge sowie Malgrube in den Nördlichen Stubaier Alpen). Die primäre Lawinenart stellen derzeit nasse Lockerschneelawinen dar. Diese können bei entsprechender Durchnässung sowohl spontan abgehen, aber auch durch externe Impulse ausgelöst werden, seien diese durch Wintersportler, herabfallende Steine oder beispielsweise Wechten.

Lockerschneelawine oberhalb der Seegrube auf der Nordkette. Eine herabfallende Wechte gab den entscheidenden Impuls für diese nasse Lockerschneelawine. Es kam niemand zu Schaden. (Foto: 23.03.2019)

Spontane Lockerschneelawine im Paznauntal (Foto: 23.03.2019)

Gleitschneelawinen gehen derzeit nur vereinzelt ab, bleiben aber, wie es deren Natur entspricht, unberechenbar.

Kein alltägliches Bild: Gleitschneelawine auf glattem Felsen (Gletscherschliff); NO; 2400m in den Zillertaler Alpen. (Foto: 21.03.2019)
Schneebrettlawinen sollten derzeit die Ausnahme darstellen. Dennoch, gerade in sehr steilen besonnten Hängen in großen Höhen (beginnend von etwa 2500m aufwärts), findet man stellenweise etwas ausgeprägtere Schichten aus kantigen Kristallen unterhalb von Schmelzkrusten. Bei entsprechendem Wassereintrag wird diese, meist verkrustete bzw. von Schmelzkanälen durchzogene Schicht geschwächt. Eine Lawinenauslösung kann somit ab den Mittagsstunden nicht ausgeschlossen werden.

Der Pfeil stellt eine mögliche Schwachschicht für Schneebrettlawinen dar und zwar dann, wenn diese Schicht durchnässt wird. (c) Lukas Ruetz, Stefan Herbke; Profil vom 21.03.2019

Den kürzlich gebildeten, meist kleinen Triebschneeansammlungen messen wir derzeit praktisch keine Bedeutung mehr zu. Einzig unter oberflächennahen harten Windkrusten beobachteten wird z.T. schwache, kantige Schichten. Diese sind aber nur sehr kleinräumig und meist nicht zusammenhängend vorhanden. Problematisch könnten solche kleinen "Nester" somit eigentlich nur im extrem steilen Gelände sein, wo eine Scholle bricht und in Folge zum Absturz führen kann.

Unter Pulverschnee lagert eine harte Windkruste, darunter eine dünne Schicht aus kantigen Kristallen. Beim Stabilitätstest blieb ein Teil des Blockes stehen. Dies passt ins Gesamtbild mit einem überwiegend günstigen Aufbau in Schattenhängen. Nord, 2790m; 30 Grad (Foto: 21.03.2019)

Die Schneeoberfläche besteht aus...

...Pulverschnee (Foto: 21.03.2019)

...in besonnten Hängen am Morgen aus einem meist tragfähigem Harschdeckel, zum Teil auch noch aus Bruchharsch (Foto: 22.03.2019)

...wenn man später dran ist, wird die Schneedecke nass. Bei guter Zeiteinteilung wird man allerdings in steilen, besonnten Hängen mehrheitlich mit Firn belohnt! (Foto: 22.03.2019)

Weitere interessante Infos:

Der Schnee schmilzt dahin...

Die bis zum 20.03. eingeschneiten Lufttemperatur- und Feuchtesensoren messen nun wieder...

Speziell an der Schneeoberflächentemperatur (graue Linie in der zweiten Kachel von oben) erkennt man die von Tag zu Tag kürzer werdende Zeitreserve.

Vorsicht auf Gletschern. Von sehr gut überschneiten Spalten bis großflächig aperen Gletschern findet man in Tirol derzeit alles. Wilder Freiger in den Zentralen Stubaier Alpen (Foto: 23.03.2019)

Mehrheitlich günstige Verhältnisse und schönes Wetter am Wochenende

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Zusammenfassung

Die hervorragende Wettervorhersage für das Wochenende lässt erwarten, die stabile Schneedecke gut nützen zu können.

Einflussreiche Witterungsfaktoren der letzten Tage waren etwas kalter Neuschnee mit Wind, wechselnde Temperaturen, erhöhter Strahlungseintrag und die zeitweise starke Setzung der Schneedecke. Je nach Höhenlage und Exposition werden diese Faktoren mehr oder weniger relevant sein.

Rückblick

Der letzte Schneefall von Montag den 25. und Dienstag kam mit einem Temperatursturz um -15 Grad und regional starkem Wind. Dadurch konnten sich auslösebereite Triebschneepakete bilden, die jedoch zumeist klein ausfallen und gut erkennbar hinter Rücken und in Rinnen und Mulden lagern.

Einige Zentimeter Neuschnee fielen am Montag den 25. und Dienstag den 26.03. bei kalten Temperaturen und gebietsweise starkem Wind wie hier am Plattkopf in den Zillertalern.

Wir messen diesen Paketen nur kleinräumig Bedeutung zu und mit kommenden steigenden Temperaturen werden sie schnell neutralisiert. Ein latentes potenzielles Problem stellt noch die Kombination aus Krusten und kantigen Formen dar, wie sie im letzten Blogeintrag beschrieben wurde. Um für größere Schneebretter verantwortlich zu werden fehlt im Moment aber ein markanter Energieeintrag.

Unter Harschdeckeln verbergen sich aufgebaute Schwachschichten, die als Bruchfläche für Schneebretter dienen können. Hier im Navistal konnten südseitig Setzungsgeräusche wahrgenommen und ein Rutsch fernausgelöst werden (Foto: 24.03.2019).

Lockerschneelawinen können sowohl trocken als auch nass sein; letztere treten gehäuft mit dem tageszeitlichen Temperaturanstieg auf. Am Nachmittag steigt somit auch die Mitreißgefahr in extrem steilem, felsdurchsetztem Gelände.

Lockerschneerutsche sind jeden Frühling ein weit verbreitetes Bild und bleiben im Moment mehrheitlich klein. Im Foto vom Härmelekopf negativ zu werten ist, dass diese größere Strecken überwinden können; positiv ist, dass dadurch keine Schneebretter ausgelöst werden (Foto: 24.03.2019).

Die Gleitschneeaktivität hat abgenommen und auch nach dem letzten großen Regen zu Monatsmitte sind eher nur kleine Flecken in Bewegung versetzt worden. Ähnlich anderer immerwährender alpiner Gefahren heißt das aber leider nicht, dass diese im Einzelfall nicht bedrohlich werden können.

Gleitschneeabgang an der Nordkette ertappt von einer Webcam am 24.03.2019.

Die guten Verhältnisse konnten in der vergangenen Woche genutzt werden, um steilere Anstiege und Abfahrten zu wählen. Der kalte Neuschnee kam dann auf eine stabile und unregelmäßige Oberfläche zu liegen.

Nordseitige Rinne in den Stubaier Alpen genutzt für den Aufstieg bis auf 3000m und für die Abfahrt (Foto: 23.03.2019).

Mensch und Tier wurden belohnt, wenn der Neuschnee zeitnah genutzt werden konnte, wie hier im Sellrain (Foto: 26.03.2019).

Da die angesprochenen Probleme kleinräumig sind erstrahlt die Karte des Lawinenreports seit über einer Woche in grün und gelb und es steht einem prächtigen Skitourenwochenende nichts im Wege. Für die Tourenplanung relevant werden mehr und mehr die Frühjahrsverhältnisse, während sich Hochwinterprobleme in große Höhen zurückziehen.

Schneelage

Dank des Schneefalls Anfang der Woche befinden wir uns bei der 72-Stunden-Neuschneesumme im nördlichen Teil Tirols im positiven Bereich (bis +30 cm in den Lechtalern und im Karwendel), während die Bilanz in Richtung Alpenhauptkamm erneut negativ ausfällt.

Schneeverteilung des letzten Niederschlags. Im Unterschied zum letzten Blogeintrag konnte der Neuschnee die Schmelze großteils überwiegen.
 
In den Tälern hat der Frühling endgültig Einzug gehalten und die Skier werden bei niedrigen Ausgangspunkten vermehrt am Rücken Platz finden. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass es oben immer noch Winter ist und wir nachwievor von beachtlichen Schneesummen zehren können. 

Sehr schnell ansteigende Schneesummen mit der Höhe wie z.B. an der Grenze Innsbruck/Nordkette zeugen von der Trennung in Sommer- und Winterwelt.

Prägend für den Winter das Nord/Süd-Gefälle: Im Außerfern liegt die Schneehöhe noch deutlich über dem langjährigen Mittel, während die Reserven vom Februar in Osttirol schon aufgebraucht sind.
 
Durchfeuchtung

Modellrechnungen zeichnen schon ein sehr homogenes Bild der Schneetemperatur, was aber nur als Wegweiser interpretiert werden sollte (da die Rechnung an die Lufttemperatur gekoppelt ist).

Die von SNOWGRID modellierte mittlere Schneedeckentemperatur erreicht großräumig den Gefrierpunkt.

Die Durchfeuchtung schreitet naturgegebenermaßen höhen- und expositionsabhängig äußerst unterschiedlich stark voran. Sonnseitig kann die Schneedecke bis weit hinauf isotherm sein, vor allem an steilen Süd- bis Westhängen mit geringer Schneemächtigkeit. Schattseitig und in höheren Lagen findet man noch Pulver und lockeren, aufgebauten Schnee.

Stationen, die die Schneeoberflächentemperatur messen zeigen an, wenn Durchnässung einsetzt. Die Messung ist allerdings technisch herausfordernd und wird fehleranfällig, wenn der Schnee an der Oberfläche warm wird.

Die Oberflächentemperatur näherte sich hier nordwestlich auf über 2100 Meter Seehöhe immer länger dem Maximum von 0 Grad, also der Schneeschmelze. Mit der Kaltfront ab 25. wurde auch die Schneeoberfläche wieder abgekühlt. Sie beginnt jedoch schon wieder zu steigen und wird hier am Wochenende wieder auf 0° klettern.

Üblicherweise spricht man von einer isothermen Schneedecke (durchgehend konstante Temperatur), wenn diese Temperatur konstant bei Null Grad liegt. Die Schneedecke hat dann keinen Kältepuffer mehr und wird komplett durchnässt. Nächtliche Ausstrahlung kann die Schneedecke zwar wieder abkühlen, aber nur von der Oberfläche ausgehend. Dieser Puffer (Bereiche negativer Schneetemperatur zwischen Boden und Oberfläche) bildet momentan wieder die unterschiedlichen Verhältnisse ab. 

Profil 1: W, 1900m, 30°, Karwendel. Die Schneeedecke ist isotherm und durchgehend schwach feucht bis feucht (©LWD Tirol). Profil 2: O, 1900m, 25°, Verwall. Die Sonne hat ausgereicht um Krusten auszubilden, jedoch noch nicht, um die Schneedecke komplett zu erwärmen. Viel Spielraum ist allerdings nicht mehr (©Fun). Profil 3: N, 2700m, 30°, Stubaier Alpen. Tiefe Luft- und Schneetemperaturen im schattigen Hochgebirge (© Lukas Ruetz). In rot die Schneetemperatur.

Ausblick auf das Wochenende

Laut der ZAMG Wetterstelle werden heute Donnerstag restliche Wolken verschwinden und die Nacht wird teilweise schon klar sein. Nach einem frostigen Freitag Morgen mit stellenweise Hochnebel wird es im Tagesverlauf wärmer und am Samstag frühlingshaft mit der Nullgradgrenze auf zirka 2700 m. Am Sonntag setzt leichte Bewölkung ein, die sich am Montag zu punktuellen Schauern verdichten kann.

Die Nächte werden also klar, was die Schneedecke ausstrahlen und oberflächlich gefrieren lässt. Diesem Effekt entgegen wirken die hohe Luftfeuchtigkeit (siehe Abbildung unten) und die prognostizierte Inversionslage am Samstag (die Atmosphäre gibt mehr Wärme an die Erdoberfläche ab).

Nach einer Phase niedriger Luftfeuchtigkeit, die der direkten Sublimation von Schnee in Wasserdampf förderlich ist, folgt seit Montag den 25. eine Phase hoher Luftfeuchte. Das fördert einerseits Schmelze ohne Sublimation an der Oberfläche, gibt andererseits wie Wolken Energie an die Schneedecke ab, und fördert drittens den klassischen Treibhauseffekt. Hohe Luftfeuchte wirkt der nächtlichen Abstrahlung dementsprechend effektiv entgegen.
 
Insgesamt sollte in tieferen Lagen und besonnten Hängen dem Tagesgang vermehrt Bedeutung geschenkt werden, auch um Bruchharsch zu vermeiden. Höher oben könnte bis die Setzung vorangeschritten ist noch vereinzelt Triebschnee gestört werden. Vorsicht auch dort, wo dieser durch Lockerschneerutsche verschleiert wird. Der Schneedeckenaufbau ist also sehr unterschiedlich und gute Planung wird den Genuss steigern können.

Kurzwellige Strahlung ist der höchste Energieeintrag in die Schneedecke, die gerade an der Temperaturgrenze sehr schnell reagieren kann. Hier gezeigt am Schwarzhorn noch vor dem letzten Schneefall (Foto: 24.03.2019).



(Dieser Blogeintrag wurde von unserem Praktikanten Michael Reisecker erstellt.)

Genua-Tief sorgt für Rückkehr des Winters

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Aktuelle Situation & Ausblick

April, April, der macht was er will.

Nach den zuletzt frühlingshaften Temperaturen sorgt derzeit ein Tief über dem Golf von Genua für die Rückkehr des Spätwinters. Im Südstau fiel seit Mittwochabend, 02.04. entlang der Grenze zu Südtirol - insbesonders am Ötztaler Hauptkamm - aber auch in den Karnischen Alpen bereits einiges an Neuschnee. Lokal im Bereich Timmelsjoch rund ein halber Meter, in den Dolomiten 20cm bis 30cm. In Nordtirol blieb es abseits des Alpenhauptkammes mit stark bis stürmischem Südföhn bislang meist trocken und aufgelockert.

Besonders am Ötztaler Hauptkamm gab es seit Dienstag, 02.04. bereits beträchtliche Neuschneemengen.

Stürmischer Südföhn in Nordtirol.

Laut ZAMG-Wetterdienststelle bricht der Föhn in Nordtirol gegen Donnerstagabend, 04.04. zusammen. Es folgt eine Kaltfront mit Niederschlägen samt markanter Abkühlung. Besonders entlang des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol ist mit viel Neuschnee zu rechnen. Dort fallen 50cm bis 100cm Schnee mit Schwerpunkt in den Karnischen Alpen und am Ötztaler Hauptkamm. In Nordtirol soll es zunächst noch bis gegen 2000m hinauf regnen, in weiterer Folge sinkt die Schneefallgrenze gegen 1500m, in der Nacht auch tiefer. In Osttirol liegt die Schneefallgrenze bei 1000m bis 1500m.

Besonders südlich des Inns schneit es bis Freitagmorgen, 05.04. intensiv.

Mit dem ergiebigen Niederschlag und dem stürmischen Wind steigt auch die Lawinengefahr an. Am Alpenhauptkamm sowie in Osttirol wird die Gefahrenstufe 4, groß erreicht. Insbesondere in den Nachtstunden auf Freitag, 05.04. ist in den Hauptniederschlagsgebieten mit zum Teil großen spontanen trockenen Schneebrettlawinen zu rechnen. Dies vor allem aus steilen, windabgewandten Einzugsgebieten, vor allem Schattseitig und in Kammnähe.

Die für die Lawinenabgänge relevanten Schwachschichten befinden sich in erster Linie innerhalb des Neuschnees. Kurzzeitig mit weniger Wind gefallener Neuschnee kann die Schwachschicht für ein darüber befindliches Triebschneepaket bilden. Zudem haben wir vor den Schneefällen Rückmeldungen von Oberflächenreif in Kammnähe (Nigg- Effekt) erhalten. Mitunter kann dieser auch kammfern, hinter Geländekanten, bevorzugt in Schattenhängen angetroffen werden. Denkbar ist als Schwachschicht unter Umständen auch die im Nordsektor trockene und kantig aufgebaute Altschneeoberfläche. Allgemein kann man jedoch sagen, dass die Schneeoberfläche vor den Niederschlägen sehr unregelmäßig und daher durchwegs günstig beschaffen war. Es gibt derzeit keine ausgeprägten Schwachschichten innerhalb der Altschneedecke.

Oberflächenreif infolge des Nigg-Effekts in Kammnähe. Schußgrubenkogel, Stubaier Alpen (Foto: 02.04.2019).

Eine kleinräumig sehr variable Schneeoberfläche kann im Hinblick auf zukünftigen Neuschnee als günstig angesehen werden. Die Schneeoberfläche stellt keine weit verbreitete Schwachschicht für zukünftige Schneebrettlawinen dar. Stubaier Gletscher (Foto: 02.04.2019).


Die große Lawinengefahr betrifft vor allem den Wintersportler. Verkehrswege sind durch trockene Schneebrettlawinen kaum gefährdet. Hier sind vor allem Gleitschneelawinen und nasse Rutsche von Bedeutung. Diese Gefahren nehmen mit dem Regeneintrag zu und sind besonders unterhalb der Waldgrenze relevant.

Vorübergehend unwirtliche, winterliche Wetterbedingungen auf den Tiroler Bergen (Foto: 01.04.2019).

Am Stubaier Gletscher entstanden mit Niederschlag und Wind bereits erste störanfällige Triebschneeansammlungen. Dieses kleine Schneebrett wurde in einem Nordosthang auf 2200m ausgelöst. Als Schwachschicht diente vermutlich Oberflächenreif oder die kantig aufgebaute Altschneeoberfläche (Foto: 03.04.2019).

Mit dem Regen sind vermehrt auch wieder Gleitschneelawinen möglich. Dies auch aus Schattenhängen, wie hier am Pimig in den Lechtaler Alpen (Foto: 01.04.2019).
 
Mit Niederschlagsende am Morgen und im Laufe des Freitagvormittags, 05.04. (im Osten kann es etwas länger schneien) nimmt auch der Wind ab. Es sind dann kaum mehr spontane Schneebrettlawinen zu erwarten. Die (z.T. überschneiten) umfangreichen Triebschneeansammlungen bleiben jedoch an allen Expositionen störanfällig. Gegen Mittag zeigt sich dann besonders in den westlichen Landesteilen bereits die Sonne. Mit der Sonneneinstrahlung sind dann vermehrt kleine bis mittlere Lockerschneelawinen aus extrem steilen Süd- und Westhängen zu erwarten. Kurzfristig kann dann nochmals die Auslösebereitschaft von Schneebrettlawinen ansteigen.

Am Samstag herrscht in ganz Tirol Schönwetter. Die Nullgradgrenze steigt auf 2800m. Die Sonneneinstrahlung und die starke Erwärmung führen zum Abgang vieler kleiner und mittlerer nasser Lockerschneelawinen aus extrem steilen, sonnenbeschienenen Hängen. Verschiedene Neu- und Triebschneeschichten verbinden sich bei den warmen Temperaturen rasch untereinander sowie mit der Altschneeoberfläche. Schattseitig und besonders im Hochgebirge bleiben diese am Wochenende jedoch noch störanfällig. Vorsicht vor allem im schattigen, kammnahen Gelände, wo Oberflächenreif eingeschneit sein könnte.

Nach dem weitestgehend sonnigen Wochenende geht es unbeständig weiter. Es erwartet uns erneut Störungseinfluss aus dem Süden - die genaue Entwicklung ist jedoch noch offen.

Wechselhafte Wetterentwicklung in der kommenden Woche (©Meteoblue).

Rücklick 

Vergangenes Wochenende und der Beginn dieser Woche zeichneten sich durch sonniges, mildes und windschwaches Wetter aus. Die  trockene Luft und die durchwegs klaren Nächte sorgten für perfekte Tourenbedingungen in ganz Tirol.

In den letzten Tagen stieg die Luftfeuchtigkeit dann allmählich an und die Nächte waren zusehends bedeckt. Dadurch konnte die Schneedecke in der Nacht nicht mehr gut Wärme abstrahlen. Die warmen Temperaturen und die feuchte Luft sorgten auch an Schattenhängen für eine Durchnässung der Schneedecke unterhalb von rund 2000m. Dort wurden vermehrt nasse Lockerschneelawinen beobachtet.

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Messdaten der Wetterstation Sonnbergalm in Obergurgl: Von Donnerstag, 28.03. bis Montag, 01.04. waren die Nächte durchwegs klar. An der grauen Linie lässt sich die nächtliche Abkühlung der Schneeoberfläche beobachten. In der Nacht auf Dienstag, 02.04. hingegen konnte die Schneedecke nicht mehr ganz so gut abstrahlen. Mit der Südstörung stieg auch die Luftfeuchtigkeit an. Seit Dienstagabend ist der Himmel bedeckt, der Südwind hat stark zugelegt und in der Nacht auf heute, 04.04. hat es zu schneien begonnen.



An Sonnenhängen waren in den letzten Tagen perfekte Firnverhältnisse anzutreffen. Der Harschdeckel war durch die gute nächtliche Abstrahlung oft mehr als 20cm dick und war bis in die Nachmittagsstunden hinein tragfähig (Foto: 28.03.2019).

An Schattenhängen und in Hängen flacher Sonneneinstrahlung blieb die Schneeoberfläche zumeist trocken. Dort konnte noch aufbauend umgewandelter Pulverschnee (sogenannten 'Noppenpulver' oder 'recycled powder') genossen werden. Pflerscher Pinggl, Stubaier Alpen (Foto: 31.03.2019).

Die stabilen Verhältnissse sorgten für perfekte Bedingungen für Steilabfahrten. Sellrain (Foto: 30.03.2019).

Lockerschneelawinen, frischer Triebschnee in großen Höhen und vereinzelt Gleitschnee

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Kurz ein paar Impressionen zur aktuellen Situation.

Zum Teil viel Neuschnee in den südlicheren Landesteilen

100cm Neuschnee auf 3000m im Skigebiet Sölden (Foto: 05.04.2019)


Inzwischen hat sich das Wetter gebessert. Kaum Wind, (in den westlichen Landesteilen, wie hier in der Silvretta bereits großteils klare Nacht und ab der Früh Sonnenschein) 
In den neuschneereichen Regionen beobachtete man einige spontane Schneebretter (frischer Triebschnee) sowie zahlreiche Lockerschneelawinen. Uns wurde von sehr guten Sprengerfolgen in neuschneereichen Regionen berichtet.

Sehr gute Sprengerfolge, wie hier am Stubaier Gletscher (Foto: 05.04.2019)

Sonneneinstrahlung begünstigte die oberflächennahe Bindung des Neuschnees. Spontane Schneebrettlawine, die am späten Vormittag in Kühtai abgegangen ist (Foto: 05.04.2019) 

Eindrucksvoll: Lockerschneelawinen, die in der Nacht vom 04.04. auf den 05.04. abgegangen sind am Zischgeles in den Stubaier Alpen (Foto: 05.04.2019)

Lockerschneelawinen in den Deferegger Bergen. Abgangszeitpunkt Mittagszeit 05.04.2019 durch diffusen Strahlungseinfluss

Skifahrer löste feuchte Lockerschneelawine bei der Abfahrt vom Schafzoll in den Stubaier Alpen aus (Foto: 05.04.2019) 

Kettenreaktion: Primär löste sich eine Lockerschneelawine. Diese löste eine oberflächennahe Schneebrettlawine aus. Unterhalb etwa 1900m schürfte die Lawine auch die durchnässte Altschneedecke mit. Oberbergtal - Südliche Stubaier Alpen (Foto: 05.04.2019) 

Dem Frühjahr entsprechend haben sich auf heute, 06.04. frische Triebschneepakete bereits bis meist wohl 2500m hinauf bereits gut gesetzt und weitgehend stabilisiert. Schattseitig können diese in größeren Höhen allerdings noch gestört werden. Hauptbetroffen ist vermehrt sehr steiles, kammnahes Gelände.

Ansonsten hält das Frühjahr Einzug. Es ist auf die tageszeitliche Durchfeuchtung bzw. Durchnässung der Schneedecke zu achten. Dort, wo die Schneedecke oberflächig nass wird, ist in den neuschneereicheren Regionen aus extrem steilem Gelände mit zahlreichen Lockerschneelawinen zu rechnen. 

Gleitschneelawinen bleiben eine latente Gefahr auf steilen Wiesenhängen.

Verbreitet günstige Lawinenverhältnisse und wechselhaftes Aprilwetter

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Aktuelle Situation & Ausblick

Die derzeitige Lawinensituation ist verbreitet recht günstig. Die größte Gefahr geht weiterhin von Nass- und Gleitschneelawinen aus. Kleine und mittlere Gleitschneelawinen sind unter rund 2200m in allen Expositionen möglich. Nasse Lockerschneelawinen dürften bei den derzeit kühlen Temperaturen vorwiegend nur unter 1800m eine Rolle spielen. In Osttirol liegt die Nullgradgrenze und demnach auch die Höhengrenze für Nassschneelawinen etwas höher. Gleitschneelawinen sind insbesondere in den Regionen südlich des Alpenhauptkammes aufgrund der nur mehr gering mächtigen Schneedecke kaum mehr ein Problem.

Überall dort, wo sich die Sonne blicken lässt, wird die Schneeedecke allerdings auch bis in hohe Lagen hinauf oberflächlich angefeuchtet. Gerade dort, wo in den letzten Tagen etwas Neuschnee gefallen ist, kann dies zu kleinen nassen Lockerschneelawinen aus extrem steilen Hängen führen.

Mit der voranschreitenden Durchnässung der Schneedecke können in Osttirol derzeit auch wieder bodennahe Schwachschichten vom Frühwinter aktiviert werden. In Schattenhängen zwischen etwa 1800m und 2200m ist vereinzelt ein Auslösen dieser Schwachschichten im Altschnee denkbar. Die Gefahrenstellen sind derzeit allerdings eher selten. Am ungünstigsten sind vor allem Übergänge von viel zu wenig Schnee.

Zudem haben sich am heutigen Donnerstag, 11.04. mit teils mäßigem Wind - vor allem entlang des Alpenhauptkammes - kleine Triebschneepakete in Kammnähe gebildet. Diese liegen vor allem  an Schattenhängen oberhalb von 2400m auf lockerem Neuschnee und können mitunter leicht gestört werden. Je weiter man hinaufkommt, desto störanfälliger werden die Triebschneepakete. Die Gefahrenstellen sind sehr kleinräumig, aber bei der schlechten Sicht kaum zu sehen. Hier sollten vor allem die Konsequenzen hinsichtlich eines möglichen Absturzes in Betracht gezogen werden.

In den letzten Tagen fielen verbreitet einige Zentimeter Neuschnee. Am meisten südlich des Inns, in den Stubaier-, Tuxer- und Zillertaler Alpen.

Am heutigen Donnerstag, 11.04. wehte der Wind vor allem entlang des Alpenhauptkammes teils über Verfrachtungsstärke. So konnten sich kammnah kleine Triebschneepakete bilden.

Die hohe Luftfeuchtigkeit und die diffuse Strahlung sorgen für einen verstärkten Feuchtigkeitseintrag in die Schneedecke. Südliches Osttirol (Foto: 07.04.2019).

Der Wind lässt in der Nacht auf morgen Freitag, 12.04. wieder nach und wird wohl auch in den kommenden Tagen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die frischen Triebschneeansammlungen in Kammnähe verbinden sich rasch, neue bilden sich nur sehr lokal. Auch die Temperaturen gehen weiter zurück und steigen erst zu Beginn nächster Woche wieder merklich an. Die Lawinensituation wird sich deshalb zum Wochenende hin kaum verändern. Am ungünstigsten ist weiterhin der Höhenbereich bis 2200m, wo spontane Gleitschneelawinen abgehen können. Zudem kann bei der diffusen Strahlung der ein oder andere Lockerschneerutsch aus extrem steilen Hängen nicht ausgeschlossen werden.

Leider verändert sich auch das Wetter zum Wochenende hin nicht wesentlich. Laut ZAMG- Wetterdienststelle bleibt es sehr wechselhaft und überwiegend bewölkt. Die Schauertätigkeit lässt jedoch etwas nach.


Rückblick

Bereits am vergangenen Wochenende vom 06. und 07.04. war es sehr feucht. In den vergangenen Tagen hat die Luftfeuchtigkeit weiter zugenommen und es hat etwas geschneit. Die Sonne hat sich nur wenig blicken lassen.

In den vergangenen Tagen gab es immer wieder einige Zentimeter Neuschnee. Der Wind wehte meist nur sehr schwach. Zudem blieb die relative Luftfeuchtigkeit immer nahe 100%.

Die feuchte Luft und der Regeneintrag bis über 2000m sorgten gestern Mittwoch, 10.04. für den Abgang von zahlreichen kleinen nassen Gleitschnee - und Lockerschneelawinen aus steilen Nordhängen zwischen 2000m und 2200m sowie Ost- und Westhängen unter 2400m.

Zahlreiche kleine Gleitschneelawinen nahe der Pfundsalm in den östl. Tuxer Alpen (Foto: 10.04.2019).

Erhöhte Aktivität von nassen kleinen und mittleren Lawinen auch im Sellraintal (Foto: 10.04.2019).

Als weitere, mögliche Gefahrenquellen sollte man v.a. Wechtenbrüche, auf Gletschern zudem die Spaltensturzgefahr beachten.

Abschließend möchten wir uns auf diesem Wege nochmals sehr herzlich bei allen 3666 (!!) Teilnehmern unserer Umfrage zum neuen EUREGIO- Lawinenreport bedanken!

Kleine Änderungen im Wettergeschehen können sich unmittelbar auf die Lawinengefahr auswirken...

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Ergänzend zum vorangegangenen Blogeintrag hier noch ein paar Anmerkungen, die uns für die derzeitige Situation wichtig erscheinen.

Gerade im Frühjahr wirkt sich das Zusammenspiel aus den Wetterparametern Luftfeuchtigkeit, Globalstrahlung und Lufttemperatur entscheidend auf die Entwicklung der Lawinengefahr aus. Bereits kleine Änderungen im Wettergeschehen können sich recht markant auf die Lawinengefahr auswirken, dies sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht.

Betrachten wir die derzeitige Situation mit häufig dichtem Nebel: In tieferen Lagen, dort wo eine dicke Nebeldecke die Sonneneinstrahlung massiv behindert, ist die diffuse Strahlung geringer als in den Nebelgrenzbereichen in größeren Höhen (derzeit am 12.04. häufig um 2800m). Bei (für die Jahreszeit) unterdurchschnittlichen Temperaturen beobachtet man deshalb in den Gebieten mit Neuschnee in mittleren Höhenlagen keine spontanen Lockerschneelawinen, was in den hoch gelegenen Nebelgrenzbereichen sehr wohl der Fall ist. Man spürt diesen vermehrten Wärmeeintrag in den Nebelgrenzbereichen unmittelbar, wenn man draußen im Gelände unterwegs ist. Ähnlich geht es der Schneedecke, die Wärmestrahlung perfekt aufnehmen kann. Entsprechend rasch erfolgt deshalb deren zumindest oberflächige Durchfeuchtung.

Eine zum Teil dichte Nebeldecke beherrschte während der vergangenen Tage das Wettergeschehen

Das zur obigen Wetterstation passende Bild. Lampsenspitze. Die Schneestation befindet sich unterhalb im dichten Nebel (Foto: 12.04.2019)

Aufgrund des für den 13.04. angekündigten aprilhaften Wettercharakters ist es schwierig, klar begrenzte Höhen- bzw. Expositionsbereiche anzugeben, wo eine vermehrte Durchfeuchtung stattfinden wird. Dies kann derzeit tatsächlich nur unmittelbar vor Ort treffsicher erfolgen.

Unterhalb der Schwarzen Schneid in den Ötztaler Alpen. (Foto: 12.04.2019)
Großteils geht es derzeit um vermehrtes Auftreten spontaner, meist eher kleiner Lockerschneelawinen. Zu beachten ist allerdings, dass Lockerschneelawinen in entsprechend langen, sehr steilen Sturzbahnen unterhalb etwa 2200m eine durchwegs bis zum Boden durchnässte Schneedecke mitschürfen und gebietsweise gefährlich groß werden können. Vermehrt betroffen ist derzeit der Sektor WNW über N bis ONO. (Im Südsektor gab es in diesem Höhenbereich bereits häufigere Durchfeuchtungs- und Wiedergefrierzyklen, die die Schneedecke kompakter und träger werden ließ.).

Frische, trockene, von Wintersportlern ausgelöste Lockerschneerutsche auf 3200m nordseitig (Foto: 12.04.2019)

Kürzlich abgegangene Lockerschneelawinen in den Ötztalern (12.04.2019) 

Eine große Schneekugel (wie in historischen Lawinendarstellungen sowie in Comics) im Bereich des Stallersattels in Osttirol (Foto: 11.04.2019)

Ein aufgrund deren Verbreitung geringes Gefahrenpotential geht in Nordtirol zudem von sehr vereinzelten Schneebrettlawinen aus. Vorstellbar sind solche v.a. in windexponierten, den Winter über schneearmen Bereichen, was v.a. den West- bzw. den Nordwestsektor betrifft. Sehr vereinzelt ist dies auch in sehr steilen Nordhängen vorstellbar. Am ehesten betroffen sind derzeit Höhenbereiche um 2300m, v.a. dann, wenn eine tiefgreifende Durchnässung bis zum Boden stattfindet.

Wir wurden kürzlich von einem diesbezüglichen Lawinenabgang am 06.04. in den Nördlichen Stubaier Alpen im Bereich des Sömen auf ca. 2350m informiert. Dort löste sich ein Schneebrett, als Wintersportler im sehr steilen W-exponierten Gelände abfuhren. Primär dürfte sich ein kleines, frisches Triebschneepaket gelöst haben, dann brach die Schneedecke bis in eine bodennahe Schwachschicht.

Ein derzeit seltenes Bild; Schneebrett "Auf den Sömen" in den Stubaier Alpen, ausgelöst am 06.04.2019 ohne Folgen.  
Am 08.02.2019 wurde dieses Profil in unmittelbarem Nahbereich dieser Lawine aufgenommen. Man erkennt mögliche, bodennahe Schwachschichten in einer (für die Jahreszeit) sehr unterdurchschnittlich hohen Schneedecke. Bei obiger Lawine dürfte die Schwachschicht durch Feuchtigkeitseintrag geschwächt worden sein.

Ähnliches ist v.a. im zentralen Teil Osttirols und im südlichen Osttirol vorstellbar, wo sich bis Anfang Februar vergleichsweise ausgeprägtere Schwachschichten vermehrt im Nordsektor vom Waldgrenzbereich aufwärts gebildet haben.

Die den Winter über ständig erwähnten Gleitschneelawinen bleiben ebenso beachtenswert.

Und ebenso erwähnenswert: In großen Höhen in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes und südlich davon beobachten wir v.a. im hochalpinen Gelände (2900m und aufwärts) in oberflächennahen Schichten die Ausbildung kleiner kantiger Kristalle aufgrund des Gefahrenmusters gm.4 (kalt auf warm). Unsere Schneedeckenuntersuchungen geben derzeit keinen Hinweis darauf, dass die Schichten Probleme verursachen. Häufig fehlt darüber auch das für eine Schneebrettauslösung notwendige Brett. Dennoch eine Entwicklung, die vorerst im Auge behalten werden muss.

Kürzlich gebildete, kantige Kristalle in Oberflächennähe: 3310m, 30°, Nord; Schwarze Schneid, Ötztaler Alpen , (12.04.2019)

NO-Stau bringt gebietsweise viel Neuschnee - erhöhte Lawinenaktivität mit Sonneneinstrahlung

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Das Wetter der vergangenen Tage stand im Zeichen einer NO-Staulage. In den Stubaier, Ötztaler und teilweise den Zillertaler Alpen ist dabei lokal bis etwa 60cm Schnee gefallen. Der Gradient der Neuschneehöhe war z.T. beachtlich.


Wind war kaum im Spiel. Bereits gestern am 14.04. beobachtete man ab den Mittagsstunden zunehmende Lawinenaktivität. Meist handelte es sich um Lockerschneelawinen, in den neuschneereichen Regionen zudem um Schneebrettlawinen, dies in allen Expositionen. Das für Schneebrettlawinen notwendige Brett (gebundenes Schneepaket über einer Schwachschicht) entstand dabei durch zunehmenden Wärme- bzw. diffusen Strahlungseinfluss. Als Schwachschicht dürfte großteils wohl kalter, lockerer Pulverschnee gedient haben. In Nebelgrenzbereichen kann sich z.T. auch Oberflächenreif gebildet haben. Oberflächennah beobachteten wir kürzlich auch die Bildung kantiger Kristalle (Gefahrenmuster: kalt auf warm), welche ev. zum Tragen gekommen sind (sh. letzten Blogeintrag).

Kurz: Mit der zunehmenden Sonneneinstrahlung und Tageserwärmung erwarten wir auch heute einen lawinenaktiven Tag, dies insbesonderen in den neuschneereicheren Regionen. Vermehrt werden dabei Lockerschneelawinen zu beobachten sein. Spontane Schneebretter sind im hochalpinen Gelände noch denkbar, primär sollten diese heute am 15.04. jedoch eher nur mehr durch Zusatzbelastung, meist im sehr steilen bis extrem steilen Gelände auszulösen sein.

NE barrier clouds will bring fresh snow regionally – heightened avalanche activity due to solar radiation

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Recent weather has suffered under the the onus of a NE barrier cloud zone. In Stubai, Ötztal and parts of Zillertal Alps, up to 60 cm of fresh snow was registered from place to place. The gradient in fresh snow depths was frequently impressive.


There was next to no wind. Yesterday, 14 April, heightened avalanche activity was reported during the midday hours, generally loose-snow avalanches but also slab avalanches in the areas where snowfall was heaviest, and in all aspects. The necessary slab for a slab avalanche (a bonded snow mass above a weak layer) was generated by increasing warmth and diffuse radiation. In all likelihood the weak layer was comprised mostly of cold, loose-bonded powder snow. In the borderline foggy zones there may have also been surface hoar. We have recently observed the formation of faceted crystals near the surface (danger pattern: cold on warm) which may also have played a role (see last blog).

In a nutshell: due to increasing solar radiation and daytime warming, we can expect a highly active avalanche day today, particularly where recent snowfall has been heaviest. To an increasing extent, these will be loose-snow avalanches. Naturally triggered slab avalanches are still possible in high alpine regions, but in all likelihood today, 15 April, triggered by large additional loading, predominantly in very steep to extremely steep terrain.

Kurzes update zu oberflächennahen Schwachschichten

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Wir konnten wir unser Bild über die bereits erwähnten oberflächennahen Schwachschichten etwas schärfen. Diese waren am 15.04. für einige Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung in den neuschneereichen Regionen (sh. letzter Blogeintrag) verantwortlich. Sämtliche Lawinenabgänge waren ohne Folgen für Wintersportler.

Schneebrettlawinen bzw. Setzungsgeräusche wurden uns aus folgenden Bereichen gemeldet: West zwischen 2400m und 2900m; Nordsektor zwischen 2400m und 3000m. Meist handelte es sich bei der Schwachschicht um kantige Kristalle aufgrund von gm.4 (kalt auf warm) unmittelbar angrenzend an Krusten (sowohl darüber, als auch darunter). Teilweise war auch eingeschneiter Oberflächenreif im Spiel, vermehrt im Bereich der Nebelgrenze, als auch im kammnahen, hochalpinen Gelände (Nigg-Effekt).

Diese Schwachschichten sind gebietsweise im sehr steilen Gelände für den Wintersportler bedeutsam. Wir gehen aufgrund der Wetterprognosen allerdings von einer relativ raschen Verbindung dieser oberflächennahen Schwachschichten in den kommenden Tagen aus. Im extrem steilen, schattigen Gelände wird dieser Prozess vergleichsweise am längsten dauern.

Weiters zu beachten: Nicht mehr in dieser Intensität, wie gestern am 15.04. beobachtet, werden mit der fortschreitenden Durchnässung der Schneedecke aus felsdurchsetztem Gelände  Lockerschneelawinen abgehen bzw. können diese durch den Impuls von Wintersportlern ausgelöst werden.

Für die kommenden Tage herrschen zunehmend klassische Frühlingsverhältnisse mit einem tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr. Die Devise lautet: Früh aufstehen, rechtzeitig abfahren.

Hier noch ein paar Eindrücke der vergangenen zwei Tage:

Lawinenabgänge Stubaier Gletscher: rechtes Schneebrett von Wintersportler ausgelöst, linkes Schneebrett spontan abgegangen; Nord 2700m (Foto: 15.04.2019)

Lawinenauslösung Rosskarscharte, Nördliche Stubaier Alpen, Nord, 3000m (Foto: 15.04.2019)

Lawinenauslösung Oberstkogel, Nördliche Stubaier Alpen, Nord, 2700m (Foto: 15.04.2019)

Unterhalb der Zischgenscharte in den Nördlichen Stubaier Alpen auf ca. 3000m war eingeschneiter Oberflächenreif (Nigg-Effekt) die Schwachschicht (Foto: 15.04.2019)

Toller Pulverschnee in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 15.04.2019)

Gleitschneelawinen im Fimbatal, Silvretta (Foto: 14.04.2019)

Klassische Frühjahrssituation, auch während der Osterfeiertage

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Ostergeschenk:

Man könnte es sich kaum besser wünschen: Eine überwiegend stabile Altschneedecke. Hochdruckeinfluss. Meist klare Nächte mit guter Ausstrahlung. Eher trockene Luftmasse.
All das sind Zutaten für sehr gute Frühjahrsverhältnisse, vorausgesetzt, man bricht zeitig in der Früh zu den Touren auf und befindet sich rechtzeitig wieder am Zielort. In großen Höhen gibt es noch etwas Zeitreserven dazu...

Die Lawinengefahr unterliegt - dem Frühjahr entsprechend - einem Tagesgang. Gestützt auf die aktuellen Wetterprognosen der ZAMG-Wetterdienststelle kann während der Osterfeiertage von ähnlich guten Verhältnissen ausgegangen werden, wie wir sie derzeit haben: Geringe Gefahr am Morgen sowie zumindest frühen Vormittag. Mäßige Gefahr am Nachmittag. Das Hauptproblem werden nasse Lockerschneelawinen bleiben, die derzeit überwiegend nur durch einen externen Impuls ausgelöst werden können. Ebenso wird man vereinzelt noch Gleitschneelawinen bzw. -rutsche beobachten können.

Besser als viele Worte sind wohl Bilder zur aktuellen Situation:

Schneequalität:

Die Schneedecke ist nach klaren Nächten meist tragfähig gefroren. Zillertaler Alpen (Foto: 18.04.2019)

Bruchharsch wird immer seltener. Am ehesten trifft man diesen noch in Schattenhängen in großen Höhen in den neulich niederschlagsreicheren Regionen an. Zillertaler Alpen (Foto: 18.04.2019)

Pulver im hochalpinen, schattigen Gelände. Zentrale Stubaier Alpen (Foto: 16.04.2019)

Bei rechtzeitiger Abfahrt wird man mit traumhaftem Firn belohnt (Foto: 18.04.2019)

Vielerorts in großen Höhen im kammnahen, schattigen Gelände beobachtet: Oberflächenreifkristalle (Nigg-Effekt). Derzeit stellen diese kein Problem dar. Wir verfolgen die weitere Entwicklung (Zerstörung durch Strahlungseinfluss oder aber Überlagerung durch Neu- bzw. Triebschnee). Zillertaler Alpen, 3090m, Nord (Foto: 18.04.2019)

Mögliche Gefahren:

Nasse Lockerschneelawinen bilden die Hauptgefahr. Zentrale Stubaier Alpen (Foto: 16.04.2019)

Das Eindringen feuchterer Luftmassen (v.a. im zentralen Teil Nordtirols) begünstigte am 17.04. den Abgang spontaner Lockerschneelawinen. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 17.04.2019)

Inzwischen am 18.04.2019 ist die Luft wieder deutlich trockener, die Wahrscheinlichkeit spontaner Lockerschneelawinen entsprechend reduziert. Die am Bild dargestellte Lockerschneelawine wurde am 18.04. durch den Impuls eines herabfallenden Steines ausgelöst.

Überall dort, wo wenig Schnee liegt, die Altschneedecke vollkommen durchnässt ist und sich über Nacht darüber ein tragfähiger Harschdeckel gebildet hat, kann der Harschdeckel (bei entsprechender Durchfeuchtung) kurzfristig und kleinräumig durch den Impuls von Wintersportlern brechen und als Rutsch abgehen. 2200m, West, Mittagszeit (Foto: 18.04.2019)

Das in den vorangegangenen Blogeinträgen beobachtete oberflächennahe Altschneeproblem hat sich inzwischen ins hochalpine Gelände verlagert. Schneebrettlawinen bis mittlerer Größe dürften dort nur mehr im extrem steilen schattigen Gelände durch große Belastung ganz vereinzelt auszulösen sein. Sämtliche Beobachtungen und Stabilitätsuntersuchungen zeugen von einer inzwischen überwiegend guten Verfestigung. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 16.04.2019)

Sonst noch aufzupassen: Wechten bzw. Ausrutschen auf harter Schneeoberfläche. Nauderer Berge (Foto: 28.03.2019) 

Nichts Neues diesen Winter: Gleitschneerutsche und vereinzelt Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen. Viele davon sind während des Winters bereits abgegangen.

Ebenso erwähnenswert: Einige Gletscher waren während des Winters aufgrund der häufigen NW-Wetterlagen blank gefegt. Mancherorts täuscht das tiefwinterliche Erscheinungsbild eine gute Spaltenüberdeckung vor.

Unaufhaltsam: Das Frühjahr...

Von unseren Vorfahren überliefert: Zeigt sich der Falkenjäger auf der Nordkette, ist das Frühjahr nicht mehr aufzuhalten. (Foto: 18.04.2019)

Gerade noch schneebedeckt, nun beginnt es schon zu blühen. (Foto: 18.04.2019)

Wir wünschen frohe und unfallfreie Ostern!

Mittelmeertief sorgt für unbeständiges Wetter. Nass- und Gleitschneelawinen bleiben die Hauptgefahr.

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Das sonnige und windberuhigte Wetter der vergangenen Osterfeiertage samt besten Tourenbedingungen auf den Bergen ist fürs erste passé.

Derzeit liegt Tirol in einer kräftigen Südströmung zwischen zwei Tiefdruckgebieten über dem westlichen Mittelmeer und Osteuropa. In der Folge stauen sich die Wolken entlang des Alpenhauptkammes und es fällt in den Bergen an der Grenze zu Südtirol sowie in Osttirol etwas Neuschnee. Die Mengen bleiben jedoch gering und erreichen in den typischen Südstaulagen in den Ötztaler sowie den Karnischen Alpen maximal 15cm bis 20cm. Es weht zudem starker Südföhn, welcher in Nordtirol am morgigen Mittwoch, 24.04. auch in die Tallagen durchgreifen wird.

Der starke Südföhn legt morgen Mittwoch, 24.04. nochmals an Stärke zu. Erst am Freitag kommt es mit Einzug einer Kaltfront zum Abklingen des stürmisch-böigen Windes.

Entlang des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol fallen bis Mittwoch, 24.04. oberhalb von rund 2000m einige Zentimeter Neuschnee.

Die Südanströmung sorgt dabei nicht nur für teils stürmischen Föhn und etwas Niederschlag, sondern transportiert zudem in höheren Luftschichten Sandpartikel aus der Sahara mit in den Alpenraum.

Mit der Südströmung gelangt derzeit auch Saharastaub in die Tiroler Berge. Dieser trübt den Himmel milchig-grau und wird mit dem Niederschlag im Süden des Landes auch auf der Schneedecke abgelagert.

Wechselhaftes Wetter auch im Jamtal, Silvrettagruppe. Starke Bewölkung und Wind verhinderten am Dienstag, 23.04. einen starken Wärmeeintrag in die Schneedecke (23.04.2019).


Mit Neuschnee und Südwind entstehen in den Niederschlagsgebieten kleine Triebschneepakete, welche in steilen Schattenhängen über 2600m auf eine lockere Altschneeoberfläche abgelagert werden. Die Triebschneeansammlungen können dort mitunter leicht ausgelöst werden. Hier ist vor allem die Absturzgefahr zu beachten.

Die Hauptgefahr geht jedoch weiterhin von Nass- und Gleitschneelawinen aus. Die Gefahr ist dabei abhängig davon, ob die Schneedecke in der Nacht Wärme abstrahlen kann oder nicht. Dies ist wiederum vom Bewölkungsgrad abhängig.
In der Nacht auf Mittwoch, 24.04. ist der Himmel über Tirol meist bewölkt. Die Schneeoberfläche gefriert daher nur dünn und weicht am Vormittag rasch auf. Die Durchfeuchtung der Schneedecke schreitet so schneller voran und es sind in der Folge bereits am späten Vormittag nasse Lockerschneelawinen aus extremen Steilhängen möglich. Dies besonders unterhalb 2400m sowie bei Sonneneinstrahlung auch an Sonnenhängen unterhalb von rund 3000m.

Zudem scheinen auch nasse Schneebrettlawinen in steilen Schattenhängen möglich. Mit dem erstmaligen Eindringen von Wasser in bestehende persistente Schwachschichten (kantige Kristalle, Oberflächenreif oder Becherkristalle) im Altschnee, können diese kurzzeitig reaktiviert und mitunter bereits von einzelnen Wintersportlern gestört und als Lawine ausgelöst werden. Dies ist besonders im Zentralen und Südlichen Osttirol zwischen etwa 2000m und 2400m ein Thema, wo bodennah Schwachschichten im Altschneefundament vorhanden sind. Jedoch sind solche Schwachschichten sehr vereinzelt auch in Nordtirol zu finden. Der Gefahrenbereich findet sich hier tendenziell etwas höher, zwischen etwa 2400m und 2600m.

Schwachschichten aus kantigen Kristallen können bei erstmaliger Durchfeuchtung wieder aktiviert werden und zum Abgang von nassen Schneebrettlawinen führen. 2560m, 34°, NW; Pfannknecht, Silvretta (23.04.2019).
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